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Archiv-Artikel

DIE ARABISCHEN STAATEN MÜSSEN AUCH DEN HAMAS-TERROR KRITISIEREN Schädliche Ambivalenz

Immer wieder versuchen die arabischen Staaten, vor dem Weltsicherheitsrat eine Verurteilung Israels zu bewirken. Und immer wieder scheitern sie am Veto der USA. Daran sind die arabischen Staaten selbst schuld: Sie lehnen es nach wie vor ab, sich von islamischen Fundamentalisten zu distanzieren und neben Israels Politik auch die Morde an israelischen Zivilisten zu kritisieren. Deshalb verhinderte das Weiße Haus schon im vergangenen September eine Resolution zum Schutz von Palästinenserpräsident Jassir Arafat.

Gestern haben die arabischen Staaten erneut eine Chance verpasst, international Punkte für die palästinensische Sache zu sammeln. Dabei waren sich Europäer und Amerikaner seit langem nicht mehr so einig in ihrer Kritik an Jerusalem gewesen wie nach der Exekution des Hamas-Führers Scheich Ahmed Jassin. Trotzdem konnten dem letztendlich von Algerien eingebrachtem Resolutionsentwurf selbst Großbritannien und die Bundesrepublik Deutschland nicht zustimmen: Die Rolle der Hamas im israelisch-palästinensischen Konflikt kam dort nicht einmal vor.

Offensichtlich ist den meisten arabischen Staaten eine klare Absage an den Terror der Hamas unmöglich – sei es, weil die Motive des palästinensischen Kampfes nachvollziehbar bleiben; oder aber, weil der Feind Israel heißt. Das ist sehr schade, denn eine Distanzierung von der Gewalt wäre ohne Zweifel ein Dämpfer für die Extremisten in Gaza, die unmittelbar nach der Exekution Jassins Vergeltungsanschläge ankündigten. Die Nachricht „ohne uns“ würde die Fronten in diejenige Richtung verschieben, die US-Präsident George W. Bush vorschwebte, als er in seinen „Krieg gegen den Terror“ zog: nicht der Kampf des Westens gegen den Islam, sondern der von „Gut“ gegen „Böse“.

Diese Front nimmt seit den Anschlägen von Madrid zunehmend Form an – zumindest auf der Seite derjenigen, die den Terror ohne Einschränkung ablehnen. Diese werden es auch sein, die entscheiden werden, welche Mittel im Kampf gegen den Terror legitim sind. Angesichts ihrer ambivalenten Haltung zu Hamas und Co scheint unwahrscheinlich, dass die arabischen Staaten dabei ein Wort mitreden können werden. SUSANNE KNAUL