: Bahnverlängerung in der Kritik
Die Kölner CDU will mit der Weiterführung der Straßenbahnlinie 1 Pendler auf die Schiene bringen. Kritiker halten das Projekt für eine „sinnlose Geldverschwendung“. Die Beschwerdefrist läuft
Von Mac Kasparek
Noch endet die Strecke der Linie 1 kurz vor dem Weidener Ortsende an der Haltestelle Schulstraße. Geht es nach dem Willen der Kölner CDU, soll sich das bald ändern. Sie will die Straßenbahnlinie bis zur Bonnstraße um ein paar hundert Meter bis an den Ortsrand von Weiden verlängern lassen. Dadurch bekäme die Linie 1 einen Haltestellenschnittpunkt mit der S-Bahnlinie 13. Ein zusätzlich geplanter Park+Ride-Parkplatz soll viele der Pendler, die tagein tagaus die Aachener Straße als westliches Einfallstor nutzen, auf die Schiene bringen. Stolz erklärt Martha Kölzer, die verkehrspolitische Sprecherin der CDU im Stadtrat, dass schon bald die Zuschussgelder von Land und Bund fließen werden, damit der Ausbau begonnen werden könne. Hört sich reibungslos an, ist es aber nicht.
Tatsächlich muss die Bezirksregierung die Pläne, die zurzeit zur Einsichtnahme ausliegen, erst noch genehmigen. Bis Ende April haben die KritikerInnen Zeit, Beschwerden und Einwände einzureichen. Wovon es eine Menge gibt. Während die Ratsgrünen beim Thema auf der Seite des Koalitionspartners stehen, wehren sich ihre Parteifreunde aus der Bezirksvertretung Lindenthal zusammen mit dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) vehement gegen die Baupläne. „Eine sinnlose Geldverschwendung“, meint Roland Schüler, Vorstandsmitglied vom VCD Köln. „Wenn man die Autofahrer auf die Bahn bringen will, hätte man die zweispurige Aachener Straße an der Stelle einspurig machen müssen. Wenn diese aber zweispurig bleibt, warum sollte dann irgendein Autofahrer seinen Wagen stehen lassen?“
Tatsächlich war diese Fahrbahnverengung vorgesehen, ist aber inzwischen zurückgenommen worden. „Da die Bahn ja in der Fahrbahnmitte fährt, wird die Straße sowieso enger“, so Martha Kölzer. „Doch selbst dann – eine engere Fahrbahn bringt noch keinen Autofahrer zum Umsteigen.“
Bleibt die Frage, warum das Projekt denn überhaupt lohnenswert sein soll. „Nach unseren Erhebungen stellt sich ein echter Verkehrswert erst durch die Anbindung Bonnstraße ein“, behauptet Martha Kölzer. Entsprechende Zahlen lagen bis jetzt jedoch weder der Lindenthaler Bezirksvertretung vor, noch waren sie beim Planfeststellungsverfahren einsehbar. „Ich glaub auch nicht, dass es da tolle Zahlen gibt“, meint Roland Schüler, „denn wer will da wirklich umsteigen?“ Der geplante Park+Ride-Parkplatz soll zunächst 400 Stellplätze bieten, die später auf 800 erweitert werden sollen. Bei geschätzten 22.000 Fahrzeugen, die täglich über die Aachener Straße in die Stadt kommen, ist der Nutzen angesichts der Gesamtinvestitionssumme von circa 27,2 Millionen Euro in der Tat fraglich. „Dafür hätte man wichtigere ÖPNV-Projekte wie die Anbindung der Linie 3 an Bocklemünd-Mengenich oder die Erschließung von Zündorf, beides seit Jahren Projekte mit A-Priorität, finanzieren können“, beklagt Schüler.
Die CDU jedoch verweist darauf, dass Geld verbaut wird, das sonst gar nicht zur Verfügung stünde. Durch die Fußball-WM 2006 gäbe es Zuschüsse von Land und Bund, da die Linie 1 zum Stadion fährt. „Für was Anderes hätten wir das Geld gar nicht bekommen“, behauptet Martha Kölzer. „Da wäre es doch fahrlässig, das nicht mitzunehmen.“
Was wiederum VCD und die Bezirks-Grünen nicht gelten lassen. „Einen Extra-WM-Topf gibt es nicht. Aus dem Landesetat für Verkehrsplanung werden zwar WM-orientierte Projekte bevorzugt, doch so viele davon gibt es gar nicht. Durch den Verzicht auf die Bonnstraße hätte durchaus das Geld für die anderen ÖPNV-Projekte beantragt werden können“, so Roland Schüler. Zumal eine zwingende Notwendigkeit des Linie-1-Ausbaus für ganze fünf WM-Spiele 2006 von niemandem mehr behauptet wird. Er hofft, dass das Projekt doch noch durch entsprechende Bürgerproteste zu stoppen ist.
Wer sich noch beschweren will: Die Offenlage endet zum 1. April, die Beschwerdefrist bei der Bezirksregierung zum 29. April.