: Tauziehen um Rice
US-Terrorkommission beharrt auf einer öffentlichen Aussage der Nationalen Sicherheitsberaterin von Bush
WASHINGTON/BERLIN ap/taz ■ Die US-Kommission zur Untersuchung der Anschläge vom 11. September 2001 dringt weiter auf eine öffentliche Aussage der Nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. Die Weigerung des Weißen Hauses diesbezüglich bezeichnete Ausschussmitglied John Lehman am Sonntag als „politischen Schnitzer ersten Grades“. So werde der Eindruck vermittelt, dass Rice etwas zu verbergen habe, sagte der republikanische Politiker im Fernsehsender ABC.
Rice selbst sagte, sie wisse, dass die Hinterbliebenen enttäuscht seien, weil es ihr nicht möglich sei, öffentlich auszusagen, erklärte sie im Sender CBS. „Nichts wäre besser, als aussagen zu können“, sagte die Sicherheitsberaterin von US-Präsident George W. Bush. Aus dem Weißen Haus verlautete, Bush werde seine Meinung nicht ändern.
Rice hat dem Untersuchungsausschuss bereits am 7. Februar Rede und Antwort gestanden. Ihre Angaben mussten aber vertraulich behandelt werden. Der republikanische Vorsitzende der Kommission, Gouverneur Thomas Kean, sagte im Fernsehsender Fox, Rice sei bei ihrer ersten Anhörung „sehr, sehr zuvorkommend“ gewesen. „Aber wir sind als Kommission einhellig der Meinung, dass sie öffentlich aussagen sollte.“
Der ehemalige Antiterrorkoordinator der Regierung, Richard Clarke, wiederholte am Sonntag seine Vorwürfe an das Weiße Haus. Präsident George W. Bush sei dem Terrornetzwerk al-Qaida weniger entschlossen entgegengetreten als sein Vorgänger Bill Clinton, sagte Clarke im Sender NBC. „Präsident Bush hat vor dem 11. September nichts getan“, sagte Clarke.
Unterdessen berichtete Rice im Fernsehsender CBS, dass Bush Clarke am Tag nach dem 11. 9. 2001 fragte, ob der Irak in die Anschläge verwickelt sei. Dies berichtete die New York Times in ihrer gestrigen Ausgabe. In der vergangenen Woche hatte das Weiße Haus noch nahe gelegt, dass diese Unterhaltung nie stattgefunden habe. Clarke berichtet in seinem neuen Buch „Against All Enemies“ über das Gespräch. Daraus geht hervor, dass Bush eher auf Saddam Hussein als auf den Kampf gegen al-Qaida fixiert war.