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Archiv-Artikel

Holzer schützt Strauß

Aussage eines zwielichtigen Geschäftsmanns entlastet Strauß-Sohn im Verfahren wegen Steuerhinterziehung

AUGSBURG taz ■ Der Zeuge ist entlassen. Für heute. In diesem Verfahren. „Wir hätten natürlich noch viele, viele Fragen an Sie“, sagt der Vorsitzende Richter Maximilian Hofmeister, „aber die betreffen die Ermittlungen gegen Herrn Pfahls, und da sind wir jetzt nicht berechtigt.“ Der Geschäftsmann Dieter Holzer, wohnhaft in Beirut, Libanon, ist ein gefragter Mann. Vor allem vor Gericht oder in parlamentarischen Untersuchungsausschüssen.

Für den Empfang von Schmiergeldern in der Leuna-Affäre ist er in Frankreich bereits zu 15 Monaten Haft verurteilt worden und hat Berufung eingelegt. In diesem Zusammenhang wird auch gegen den Exstaatssekretär Ludwig Holger Pfahls ermittelt. Aber darum geht es heute vor dem Augsburger Landgericht ja nicht, sondern um angeblichen Steuerhinterziehungen von Max Strauß. Der soll vom Waffenhändler Karl-Heinz Schreiber insgesamt 2,6 Millionen Euro an Provisionen aus Airbus-Geschäften erhalten und nicht versteuert haben.

Auch in diesem Verfahren steht der 62-jährige Holzer nach Ansicht der Augsburger Staatsanwaltschaft im Mittelpunkt, denn seine Liechtensteiner Firma Delta International hat 1994 und 1995 dem Strauß-Freund Curt Niklas zwei Kredite in Höhe von insgesamt 400.000 Mark gewährt. Max Strauß bürgte persönlich für das Geld, das über mehrere Umwege von Liechtenstein nach München floss.

Bis heute hat Holzer das Geld nur zum Teil zurückbekommen. Dafür gab es wenige Monate nach dem Kredit eine Überweisung in Höhe von 200.000 Mark vom Schweizer Konto „Maxwell“ in Richtung Delta International. Die Staatsanwaltschaft vermutet nun, dass Strauß diese Überweisung veranlasst hat, was wiederum belegen würde, dass er über das Schweizer Konto verfügen könnte, auf dem die 2,6 Millionen Euro von Schreiber lagen.

Doch wenn sich Dieter Holzer bei seinem zweistündigen Auftritt in Augsburg an vieles nicht mehr erinnern konnte, so wusste er doch „nicht nur sicher, sondern hundertprozentig“, dass jene 200.000 Mark aus der Schweiz von Karl-Heinz Schreiber persönlich stammten. Angeblich sollte er damit Airbus-Verkäufe nach China einfädeln.

Damit würde einer der wichtigsten Vorwürfe gegen Max Strauß in sich zusammenfallen. Allerdings präsentierte sich Holzer nicht eben überzeugend, wenn es darum ging, seine Geschäftskontakte mit Schreiber präzise zu belegen. Ebenso unklar blieb das genaue Geschäftsverhältnis zwischen Holzer und Max Strauß.

Einerseits will Holzer Strauß Ende der Achtzigerjahre lediglich wegen dessen guter Kontakte in den arabischen Raum als Berater engagiert haben, um dann frustriert festzustellen, „dass er damals einfach zu jung war“ dafür. Andererseits belegen Schreiben von 1987 – da war Max Strauß 28 Jahre alt – eine Einbindung des Sohns von Franz Josef Strauß in politische und wirtschaftliche Aktivitäten auf höchster Ebene. Außerdem erscheint Holzers Firma Delta International mit Sitz in Liechtenstein, Leistung in Monaco und Buchhaltung in Luxemburg nicht nur dem Augsburger Landgericht als reichlich zwielichtiges Unternehmen.

Einstweilen aber ist Strauß entlastet, und Holzer braust ohne weitere Worte im Taxi davon. Bis zum nächsten Mal.

JÖRG SCHALLENBERG