: Schröder bügelt Union ab
Kanzler und Gewerkschaften halten Forderung nach längerer Arbeitszeit ohne Lohnausgleich für unrealistisch
BERLIN ap ■ Gerhard Schröder hat die Forderung von Union und Wirtschaft nach Mehrarbeit für alle als unzeitgemäß und wirklichkeitsfremd zurückgewiesen. Eine generelle Verlängerung der Wochenarbeitszeit auf 40 oder 42 Stunden wäre ebenso falsch wie eine pauschale Verkürzung auf 35 Stunden, sagte Schröder gestern. Beide Positionen hätten „mit der Wirklichkeit in Deutschland wenig zu tun“. Der Kanzler sprach sich stattdessen für betriebliche Arbeitszeitregelungen aus. Als Beispiel nannte er die Tarifabschlüsse in der Metallindustrie, die betriebliche Wege zur Verlängerung der Arbeitszeit ermöglichen, um Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zu sichern. Die Gewerkschaften schlossen die flächendeckende Einführung der 40-Stunden-Woche aus.
CSU-Chef Edmund Stoiber hatte am Wochenende Arbeitszeitverlängerungen im öffentlichen Dienst und bei Beamten bis 42 Stunden und die 40-Stunden-Woche ohne Lohnzuwachs verlangt, um die Produktivität der deutschen Betriebe zu steigern. CDU-Chefin Angela Merkel und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHT) stimmten dem zu. Auch nach Einschätzung des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung würde eine Verlängerung der Arbeitszeiten neue Arbeitsplätze schaffen. „Unbezahlte Mehrarbeit macht die Produkte billiger, die Nachfrage steigt“, sagte ifo-Arbeitsmarktexperte Martin Werding. „Im Prinzip funktioniert das überall.“ Eine der wenigen Ausnahmen sei die Automobilindustrie wo es weltweit Überkapazitäten gebe.