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Archiv-Artikel

Beim Kinn des Schumi

Abgase als Event: Die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft röhrt auf dem Hamburger Rathausmarkt. Grüner PS-Feind behelligt den Senat mit Fragen

Moderator Aris Donzelli atmet den Abgasgeruch der Boliden. Nur die Grünen halten sich die Nase zu

von PETER AHRENS

Die Spannung nähert sich ihrem Höhepunkt. Die Luft scheint zu knistern, 10.000 halten den Atem an. Wird es klappen? Dann die Erlösung: „Der Opel hat gezündet“, jubelt der Moderator und so genannte ZDF-Sportjournalist Aris Donzelli in den Hamburger Rathausmarkt hinein. Es ist tatsächlich passiert: Einer hat den Zündschlüssel gedreht, und das Rennauto ist angesprungen. Eines von zahlreichen Highlights bei der Auftaktveranstaltung der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) auf dem Rathausmarkt. Wow.

„Wie das riecht. Das ist der Geruch der DTM“, marktschreit Donzelli, als der Kanonenauspuff des Boliden seine Arbeit tut und Abgase ins Freie lässt. Und der Sound bringt den Conferencier ebenfalls ins Schwärmen. Es roart und öttelt, dass Donzelli seine Freude hat. Aber es geht weiter, man kann kaum durchschnaufen: Jetzt werden die Rennautos, die bis zuletzt verhüllt vor der Bühne standen, von einer Camarilla aus Helfershelfern ins Fahrerlager geschoben. Wer sein Auto liebt, der schiebt, und deswegen klicken die Objektive der ZuschauerInnen, die dieses unglaubliche Spektakel, das die Welt noch nicht gesehen hat, verfolgen. Den ersten BesucherInnen wachsen Schumi-Kinns vor Begeisterung.

Und das Beste kommt erst noch: Jetzt drehen die Autos ihre Runden rund um die Binnenalster. Hochgerüstete PS-Protze, die wie kastriert mit Tempo 50 über den Jungfernstieg kreiseln, als suchten sie vor dem Alsterhaus einen Parkplatz. Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist auch ganz traurig, dass es in Hamburg bisher noch kein richtiges Rennen gibt, und appelliert daran, dem Bürgermeister ganz viele Briefe zu schicken, damit Hamburg mal Austragungsort einer richtigen Motorenschlacht wird. Die Hamburger Autorennenfans hängen andächtig an seinen Lippen, und Aris Donzelli findet das alles auch.

Nur die Grünen wieder: Lustfeindlich wie ehedem in ihren schlimmsten Zeiten, allen voran der verkehrspolitische Sprecher Jörg Lühmann. Er will per parlamentarischer Anfrage wissen, warum Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) die Schirmherrschaft für diese Veranstaltung übernommen hat und wie viel die DTM-Gala am Vorabend im Rathaus gekostet hat, bei der sich die üblichen Partymäuse von Michael Stich über Kerner bis Dolly Dollar verlustiert haben.

Lühmann erwartet zudem Antwort auf die Frage: „Welche Vorbildfunktion erwartet der Senat von der Veranstaltung besonders in Bezug auf das Verkehrsverhalten junger Erwachsener im Straßenverkehr?“ Und ob ein Senatsmitglied die Radreisemesse im Februar beehrte, will er auch noch erfahren. Von einer Raser-Party spricht er und nennt die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft, die die Veranstaltung mit Begeisterung durchgewunken hat, nur noch „PS-Fraktion“.

Lühmann hat eben nie den Geruch der DTM eingesogen.