Bloß keinen Blockhaus-Luxus

Zu viel Komfort: Sozialbehörde verweigert die Bezuschussung einer Dänemark-Reise für Kinder sozial schwacher Eltern. Begründung: Ihnen könnte es besser gehen als daheim

„Wenn man schon im Dreck liegt, wird oben draufgetreten“ – Hinrich Hintzsche ist sichtlich in Rage. Dem Geschäftsführer der in der Altonaer Straße 60 ansässigen „Kindervereinigung Hamburg“ flatterte vor wenigen Tagen ein Schreiben der Sozialbehörde auf den Tisch, „so zynisch“, dass Hintzsche bei der Lektüre seinen Augen kaum traute.

Dass das Amt in dem Brief die Bezuschussung von allen drei Reisen verweigerte, die die Kindervereinigung in diesem Jahr auch für Kinder und Jugendliche aus finanzschwachen Familien anbieten wollte, ist dabei für Hintzsche nicht einmal der eigentliche Skandal. Der steckt für den Vereins-Geschäftsführer in der amtlichen Begründung der Ablehnung einer geplanten Herbstfreizeit für 40 Kinder nach Dänemark.

Dort heißt es wörtlich: „Die Unterbringung ist überzogen und daher nicht förderungswürdig. Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien wird hier kurzfristig ein Standard offeriert, der eklatant von ihren normalen Lebensumständen ... abweicht, dass ein Erholungswert in Frage zu stellen ist, da der Bruch zu groß ist zwischen ihrem sonstigen Leben und der Ferienmaßnahme.“ Deshalb dürften die beantragten 105 Euro Reisekostenzuschuss pro förderungswürdigem Kind aus dem Landesjugendplan nicht ausgezahlt werden.

Dabei handelt es sich bei dem angepeilten Ferienquartier beileibe nicht um eine Luxusvilla, sondern – wie Hintzsche betont – „um eine landestypische Unterkunft“. Dänische Blockhaus-Katalogware, einfache Standardausführung auf unterem Preisniveau, eventuell aber mit Mini-Pool. Ein Komfort, den für die Sozialbehörde Kinder aus ärmeren Familien offenbar keinesfalls genießen können, ohne ernsthaft seelischen Schaden zu nehmen

Auch die Bezuschussung der im Frühjahr und im Sommer geplanten Freizeiten nach Österreich und Frankreich lehnte das Amt ab. Die Reise in die Berge war ihm einen Tag zu kurz, beim Zelturlaub am Atlantik kritisierte es, dass nur Jugendliche ab 14, die bereits über eine gewisse Eigenverantwortung verfügen, mitfahren sollten. 2003 noch war die Bezuschussung der Reise zum gleichen Ziel mit demselben Konzept anstandslos genehmigt worden.

Obwohl die Kindervereinigung Widerspruch gegen die Nichtbewilligung eingelegt hat, musste sie die Reisen ersatzlos stornieren. „Bis unser Einspruch behandelt wird, ist das Jahr vorbei“, sagt Hintzsche. So gibt es im Jahr des zehnjährigen Geburtstags der Vereinigung, die hauptsächlich von Spenden und ehrenamtlicher Arbeit lebt, keinen Grund zum Feiern. „Wir bedanken uns für dieses Jubiläumsgeschenk“, so Hintzsche.

Den Zynismus zumindest will er offenbar nicht allein den amtlichen Bedenkenträgern überlassen. Marco Carini