: Zwischen Peru und China
Elke Mascha Blankenburgs Band „Dirigentinnen im 20. Jahrhundert“ porträtiert 75 kämpferische Frauen
Die für Hamburg derzeit bedeutendste Protagonistin wurde bereits vorgestellt und ist derzeit in aller Munde: Die australische Dirigentin Simone Young, die nach längerem Tauziehen zur Nachfolgerin des 2005 scheidenden GMD Ingo Metzmacher erkoren wurde, findet sich – neben etlichen anderen – in dem Buch Dirigentinnen im 20. Jahrhundert, das die Kölner Dirigentin Elke Mascha Blankenburg ediert hat.
Die Musikerin und Publizistin richtet ihr Augenmerk bereits seit Jahrzehnten auf die Leistungen von Musikerinnen: Sie hat nicht nur den „Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik“ gegründet, sondern leitet auch das Kölner Clara Schumann Orchester, das einzige professionelle Frauensymphonieorchester Deutschlands.
Aktivitäten, die im 21. Jahrhundert nicht spektakulär erscheinen – und doch offenbaren die Biographien der Porträtierten, dass so manche mit den Vorurteilen der Maestros zu kämpfen hatte – etwa die Polin Agnieszka Kreiner, die bei dem renommierten Dirigenten Henryk Czyz studieren wollte, aber mit den Worten „Eine Frau, niemals!“ abgewiesen wurde. Ans Dirigierpult ist sie trotzdem gekommen, ebenso wie die Französin Nadia Boulanger, die Rumänin Carmen Maria Carneci, die Ungarin Olga Géczy und die Niederländerin Elisabeth Kuyper.
75 Dirigentinnen von China bis Peru stellt die Autorin vor, 43 davon im Porträt; den übrigen hat sie Kurzbiographien gewidmet. Verfasst ist all das in einem keineswegs anklagenden Ton, der die Schwierigkeiten der Musikerinnen vielmehr einfühlsam und sachlich nachzeichnet.
PETRA SCHELLEN
Elke Mascha Blankenburg: Dirigentinnen im 20. Jahrhundert. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 2003; 308 S., 29,50 Euro