heute
: Juliettes Literatursalon kämpft weiter, und Ben Becker macht sich einmal nützlich

Ben Becker liest Marquis de Sade in Juliettes Literatursalon, Gormannstraße 25, 27. Mai, 20.30 Uhr

Die Idee war schön. „Juliettes Literatursalon“ sollte eine Buchhandlung sein, die mehr ist als eine Buchhandlung, nämlich eben Salon, intellektueller Treffpunkt. Das war der Traum von Hartmut Fischer, als er vor sechs Jahren nach Berlin kam, und eine Zeit lang schien es, als würde es funktionieren. In Juliettes Literatursalon gab es nicht nur Lesungen, sondern auch Performances, Peter Brasch schrieb eine Woche öffentlich hinterm Schaufenster in der Gormannstraße und brachte wirklich einen Text zustande, „Die Erfindung des Verschwindens“. Leider sah es dann aber in den letzten Monaten so aus, als ob auch der Ort, an dem der Text entstand, verschwinden würde und mit ihm eine der seltsamsten Lesereihen Berlins. Denn in einer Buchhandlung, die „Juliettes Literatursalon“ heißt, kommt man natürlich um ein Buch nicht herum: um „Justine und Juliette“, das dicke Hauptwerk des Marquis de Sade, in dem Blut und Sperma fließen. Blixa Bargeld und Katharina Thalbach haben in Juliettes Literatursalon schon daraus gelesen, Friedrich Kittler und Rosa von Praunheim. Aus und vorbei, dachte man und freut sich darum umso mehr, wenn der Lesemarathon im Literatursalon heute Abend in die 105. Runde geht. Vorleser ist diesmal Ben Becker.