: berliner szenen Gammlig, aber rockt
Der Kloreport
Toiletten sollten im Nachtleben möglichst für die ganz besonderen Bedürfnisse Amüsierwilliger geeignet sein. Man kennt das ja: Mal gibt es zu wenig Raum für die schnelle Nummer zu zweit, dann weiß man nicht, wo man die Koks-Line ziehen soll und wenn es überhaupt einen Spiegel über dem Waschbecken gibt, ist das Neonlicht so grell, dass es den entlegensten Pickel offenbart.
Auf diese besonderen Bedürfnisse hin hat das Berliner Umsonst-Techno-Blatt „Tendance“ den in der Mai-Ausgabe abgedruckten Kloreport aus Berliner Clubs leider nicht abgestimmt – ging es dieses Mal doch erst mal nur darum, in Berliner Clubs ganz grob das Verhältnis zwischen Sauberkeit auf den Klos und Stimmung auf dem Dancefloor zu klären. Dafür wurden zwölf Toiletten angesagter Berliner Tanzstätten in den Kategorien Sauberkeit, Geruch, Service, Design/Stil, Klopapier/Handtücher und Gesellschaft getestet.
Das Ergebnis des Klotests fällt klar aus: Je gammliger die Toilette eines Berliner Clubs, desto besser der Schuppen und umgekehrt. Oder anders: Die Fieberkurve unter der Discokugel verhält sich umgekehrt proportional zu den Schleifspuren in den Klos. So fehlt etwa im SO 36 nicht viel, um von einer „Schimmelpilzbeschichtung“ auf den Klos reden zu müssen, dafür jedoch bekommen die SO-36-Toiletten in der Wertung „Gesellschaft“ die Höchstnote; ganz klar, „der Laden rockt“. Während umgekehrt im Adagio „Meister Propper am Werk“ ist, was die „gähnende Leere“ im Laden nicht wettmacht. Klarer Sieger im Klotest wurde das wohl nicht immer stille Örtchen im Tresor, das zwar als potthässlich bewertet wurde, wo man jedoch ein Höchstmaß an Sauberkeit in tollster Gesellschaft erleben kann. Gratulation!
ANDREAS HARTMANN