: Stellungnahme
betr.: „Flugzeugentführung für Arme“, taz vom 29. 4. 03
Mit wachsender Bestürzung verfolgen wir die Berichterstattung über die Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft. Seit Wochen wird über den proportional hohen Anteil von jugendlichen Straftätern mit Migrationshintergrund in der aktuellen Kriminalitätsstatistik berichtet. Bedauerlicherweise fällt dabei auf, dass der Chor der Medien sich auf einen bestimmten Ton eingestimmt hat. Dieser Ton wurde von Innensenator Körting vorgegeben. Statt differenziert und kritisch zu hinterfragen, wie es denn zu diesem Ergebnis kommen konnte, wird die Forderung Körtings nach härterer Bestrafung anhand von Einzelbeispielen untermauert.
Auch wir verurteilen diese Gewalttaten.
Wenn es aber erst einmal so weit gekommen ist, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Was ist aber mit den unzähligen Jugendlichen, die am Rande dieses Brunnens stehen? Körting wählt den einfachen Argumentationsweg und gibt den Migranten selbst die Schuld an ihrer Situation. Von den Medien erwarten wir aber, dass sie die gesellschaftliche Realität reflektieren und den Focus auch auf die Ursachen richten.
Gewalt ist nicht einer bestimmten Kultur immanent. Wer das behauptet, ob direkt oder subtil, fördert nicht die Integration sondern die Segregation. Das Problem ist hausgemacht, weil jahrzehntelang halbherzig und konzeptlos herumgedümpelt wurde. Es ist höchste Zeit für die Anerkennung Deutschlands als Einwanderungsland und die Einleitung der damit verbundenen notwendigen Veränderungen in der Integrationspolitik. Konzepte wären vorhanden. Zunächst ist dazu aber der politische Wille erforderlich. HAKAN ASLAN, für die AG Erziehung und Bildung
des Migrationsbeirates Friedrichshain/Kreuzberg