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Archiv-Artikel

Die Donnervögel

In Oldenburg wird Spitzen-Basketball gespielt, aber niemand außerhalb der Stadt notiert es so recht

Oldenburg taz ■ Der „Thunderbird“ ist kaum wahrzunehmen. Unauffällig in eine Fensterecke eines gewöhnlichen Familienhauses haben sie den gelben Greifvogel geklebt, der in seinen Klauen den Basketball fest im Griff hat. Das Federvieh, Maskottchen des Oldenburger Basketballvereins EWE Baskets, vermittelt ein anschauliches Bild vom Dasein des Clubs. Denn einerseits haben ein zielstrebiger Manager und Trainerstab die Mannschaft auf den dritten Platz der Basketballbundesliga (BBL) geführt. Andererseits sind die Baskets in der überregionalen Berichterstattung genauso schwer zu finden wie die Geschäftsstelle des Vereins, auf die lediglich der mickrige „Thunderbird“ hinweist.

„Die Medien behandeln uns stiefmütterlich“, ärgert sich deshalb Manager Jens Brämer. Dabei haben sie hier einiges zu bieten. Der 89:85 Sieg vom Mittwochabend gegen den Ligakonkurrenten aus Braunschweig hat das einmal mehr bewiesen. Vor 4.056 Zuschauern sorgte das Team vom amerikanischen Trainer Don Beck in der ausverkauften Weser-Ems Halle für ausgelassene Stimmung.

Der Club, in dem sich Spieler aus sieben Nationalitäten tummeln, ist dabei, sich dauerhaft als Spitzenkraft der Liga zu etablieren. Denn neben dem Erfolg gegen Braunschweig konnte der Verein am Mittwoch gleich zwei Grundsteine für die Zukunft legen. Die neue Trainingshalle wird im Juli zur Verfügung stehen, eine neue Spielarena in 2005.

Trotzdem: Ungetrübt ist die Aufbruchstimmung nicht. Die neue Arena wird nur 3.200 Zuschauer fassen, obschon in diesem Jahr im Mittel 3.700 Fans in die Weser-Ems-Halle strömen. Die weiteren Baubeteiligten hatten darauf gedrängt. „5.000 Plätze hätten uns besser zu Gesicht gestanden“, räumt Jens Brämer ein. Ein anschaulicher Beleg für den Zustand von Basketball in Deutschland. Die Zuschauerzahlen steigen, die Akzeptanz unter Jugendlichen ist groß. Indes muss der Sport immer wieder Rückschritte verkraften. Jüngstes Beispiel: Mit dem Mitteldeutschen BC droht nach Brandt Hagen ein zweiter BBL-Verein in der Saison den Spielbetrieb einstellen zu müssen. Ein enormer Imageschaden.

Trainer Don Beck ficht das nicht an. Für ihn ist Oldenburg einfach „a great story“. Noch sei Deutschland eine „soccer culture“, aber die Jugend setze auf Basketball. Jens Brämer pflichtet bei: „Es ist ein langer Weg, aber wir werden uns unseren Ruf erarbeiten.“ Holger Schleper