DER RECHTE RAND : Hütet Euch vor Gepolter
Ein holpriger Schotterweg führt zu dem abgelegenen Anwesen. Selbst im Frühnebel strahlt der Hof nichts Mystisches aus. Bei Eschede auf dem Bauernhof des NPD-Freundes Joachim Nathz richten Neonazis „arteigene“ Brauchtumsfeste aus. Diesen Samstag das nächste: Die Wintersonnenwendfeier.
Dann könnten wieder bis zu 200 Kameraden kommen. „Das gemeinsame Verweilen an der Glut des Sonnenwendfeuers“ stärke das Zusammengehörigkeitsgefühl und gebe „Kraft für jene Taten, die unser Volk wieder zu dem erwachsen lassen, das es einstmals war“, sagt Dennis Bührig, von der „Kameradschaft Celle 73“. Jürgen Rieger, der nicht bloß NPD-Bundesvize, sondern auch geistiger Führer der „Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V.“ ist, erläutert: „Die Wurzeln unsere Kultur liegen insbesondere in germanischen Bräuchen“. Und betont: Andere Religionen mögen „Züge“ haben, die wir gut heißen können, aber es würde immer „Abweichungen“ geben. „Weil sie von andersrassigen Menschen geschaffen wurden.“
Von einer Instrumentalisierung der Religionen für die Politik sollte dennoch nicht ausgegangen werden. Schon in der völkischen Ideologie verschmelzen Politik und Glaube, um gegen die Entfremdung des „germanischen Menschen“ von seinem vermeintlichen Wesen und Glauben durch das „Juda-Christentum“ anzutreten. Schon Heinrich Heine ahnte, welche Spannung in „Odin versus Juda“ liegt: „Wenn einst der zähmende Talisman, das Kreuz, zerbricht, dann rasselt wieder die unsinnige Berserkerwut und Thor mit dem Riesenhammer zerschlägt die gotischen Dome. Wenn Ihr dann das Gepolter und Geklirre hört, hütet Euch“.
Am Samstag ist eine Gegendemonstration angemeldet. „An keinem anderen Ort in Niedersachsen fanden so große Naziveranstaltungen statt“, betont ein Sprecher der Veranstalter.