Brando zum Lesen

Die hoch gelobte Reihe film des Bertz Verlags hat sich aus gegebenem Anlass einer längst fälligen Aufgabe gestellt: nach Filmgrößen wie Joel & Ethan Coen, Robert De Niro, Jim Jarmusch oder Stanley Kubrick auch Marlon Brando eine Monografie zu widmen. 42 ausgewiesene Filmkritiker besprechen auf 336 Seiten 42 Brando-Filme. Ein halbes Jahrhundert Leinwandgeschichte – von Klassikern wie „Der Pate“ bis zu Absonderlichkeiten wie „Candy“ (Marli Feldvoss, Marion Löhndorf und andere: „Marlon Brando“, Berlin 2004, 19,90 Euro).

Erfreulicherweise verzichten die Autoren dabei weitgehend auf wissenschaftliche Termini, aber nicht auf gut recherchierte Querverweise. So ist der Band genauso etwas für Liebhaber wie auch ein guter Einstieg, will man sich tiefer mit dem Phänomen Brando auseinander setzen. Dank einer profunden Einleitung – einem gut strukturierten Porträt, dem eine ebenso breit angelegte Analyse der Schauspielkunst Marlon Brandos folgt – können die einzelnen Essays umstandslos bei den Spezifika des jeweiligen Films ansetzen und sich ganz dem je Besonderen widmen. Sie lesen sich leicht und können als eine Art Brando-Führer benutzt werden. Zur Illustration flankieren Filmstills und Porträts die Positionen der EssayistInnen.

Wer sich mehr für die Ästhetik des jungen Wilden mit dem sanften Blick interessiert – sprich: wessen Interesse an Brando mehr im Visuellen liegt –, der sei auf den 1995 erschienenen Bildband von Schirmer/Mosel von 1995 („Marlon Brando. Portraits und Filmstills“, 184 Seiten, 87 Tafeln, 14,80 Euro) verwiesen, dem ein rührend atmosphärischer Essay von Truman Capote vorangestellt ist. DAS