: Neue Ära mit ERA
Metallunternehmer im Norden unterschreiben nun doch den Tarifvertrag über ein neues Entgeltrahmenabkommen. Trennung von Arbeitern und Angestellten wird aufgehoben
Der Tarifvertrag über ein neues Entgeltrahmenabkommen (ERA) für die 190.000 MetallerInnen an der Küste wird nun doch unterzeichnet. Damit werden die Beschäftigten in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie nach modernen Kriterien eingruppiert, die Trennung von Arbeitern und Angestellten wird aufgehoben und durch eine modifizierte Leistungsbezahlung ersetzt. Der Bezirk Küste ist nun im ERA-Komplex nicht nur Pilotbezirk, sondern das einzige Gebiet, in dem von Beginn an ein Tarifvertrag in Ost und West gilt.
Denn das komplizierte Vertragswerk gilt nicht nur für Hamburg, Bremen sowie für das nördliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein, sondern – bis auf ganz wenige Detailspezifikationen – auch für Mecklenburg-Vorpommern. Dabei war der Vertragsabschluss Freitagnacht nach fast dreijährigen Verhandlungen trotz eines unterschriftsreifen Ergebnisses auf Intervention des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall noch mal in Frage stellt worden.
Da der Nordverbund aus drei Arbeitgeberverbänden bestehe, sei der Abstimmungsprozess komplizierter als bei der IG Metall, spielt Nordmetall-Sprecher Günter Willich den Vorgang nun ein wenig runter. „Daher hatten wir um ein wenig Bedenkzeit gebeten, doch bereits Sonntag hat der Verbandsrat einstimmig dem Tarifvertrag zugestimmt.“ Und auch der Segen von Gesamtmetall liege inzwischen vor. „Wir haben sicherlich den einen oder anderen großen Verband, der vor uns abschließen wollte“, ergänzt Willich, „aber warum sollen wir etwas herauszögern, wenn es steht.“
Die große Tarifkommission der IG Metall Küste hat gestern auf ihrer Sitzung im Bürgerhaus Wilhelmsburg das ERA-Ergebnis von Freitag auch noch mal formell gebilligt. Gleichzeitig hat sie die Tarifgespräche über die 35-Stundenwoche in Mecklenburg-Vorpommern für gescheitert erklärt. „Wir haben beim Vorstand den Antrag auf Urabstimmung gestellt“, sagte Sprecher Daniel Friedrich. Die Arbeitgeber forderte er auf, ein Angebot vorzulegen, um eine Eskalation zu verhindern.
Zuvor waren die Gespräche fast im gesamten Osten geplatzt: In der ostdeutschen Stahlindustrie soll am 2. Juni der Arbeitskampf beginnen. KAI VON APPEN