: Vier Wände im Angebot
SAGA und GWG verkaufen zweite Tranche aus dem Wohnungsbestand an ihre Mieter. 2.500 Bewohner angeschrieben. Mieterverein warnt vor finanziellen Risiken und kritisiert mangelnde Transparenz der Wohnungsgesellschaften
Von MARCO CARINI
Der Verkauf der zweiten Tranche von Wohnungen aus dem Bestand der gemeinnützigen Wohnungsunternehmen SAGA und GWG hat begonnen. 2.500 Mieter der beiden Gesellschaften fanden in den vergangenen Wochen ein Anschreiben in ihren Briefkästen, in dem die beiden Vermieter versprechen, ihnen „Wege“ aufzuzeigen, wie sie zu Eigentümern der zurzeit von ihnen bewohnten Wohnung aufsteigen könnten.
Laut SAGA-Sprecher Mario Spitzmüller hoffen die beiden Unternehmen, auf diesem Wege bis zum Jahresende 150 Wohnungen zu veräußern – rund 1,1 Promille des aus rund 135.000 Wohneinheiten bestehenden Gesamtbestandes. Im vergangenen Jahr hatten auf diesem Wege bereits 100 Wohnungen und Reihenhäuser den Eigentümer gewechselt.
Bei den angebotenen Wohnungen handelt es sich ausschließlich um Objekte, die frei finanziert wurden und keiner Sozialbindung unterliegen, betont Spitzmüller und fügt hinzu: „Wenn die Mieter nicht kaufen wollen, ändert sich für sie nichts. Wir verkaufen definitiv nicht an Dritte.“ Auch dürfen Mieter, die ihre Wohnugen kaufen, diese nicht ohne weiteres nach außen verscherbeln: SAGA und GWG räumen sich in den Verkaufsverträgen ein fünfjähriges Vorkaufsrecht bei Weiterveräußerung ein.
Angeschrieben wurden Mieter in allen Teilen Hamburgs; von Billstedt bis Wilhelmsburg, Bramfeld bis Ottensen. Dabei hätten nur sieben Prozent der angeschriebenen Haushalte per beigelegter Antwortkarte betont, sie wollten keinesfalls Eigentümer werden. Etwa doppelt soviel Mieter bekundeten ein Kaufinteresse, die Mietermehrheit – rund zwei Drittel aller Angeschriebenen – aber ließ die Kaufofferte bislang unbeantwortet.
Drei Gründe sprechen aus SAGA-Sicht für den Teilverkauf, der, wie Spitzmüller betont, „alles andere als ein Ausverkauf ist“. Erstens: Das Interesse vieler Mieter, durch Erwerb ihrer Wohnung etwas für die Altersversorgung zu tun. Zweitens: Das Interesse der Vermieter-Gesellschaften, durch eine Mischung aus Eigentums- und Mietverhältnissen die Identifikation und Eigenverantwortung in den Siedlungen zu stärken. Und drittens sei da noch das Interesse der Stadt, über den Verkauf Geld in die leeren Kassen zu bekommen. Zudem müssen sich SAGA und GWG nicht mehr um die Sanierung der abgestoßenen Wohnungen kümmern – der an vielen Stellen vorhandene Instandhaltungsstau wird an den neuen Eigentümer gleich mitverkauft.
Genau hierin sehen die Hamburger Meitervereine die Gefahr für Mieter, die zum Eigentümer aufsteigen wollen. Gerade bei älteren Objekten sei es, „häufig besser, Mieter zu bleiben“, betont Sylvia Sonnemann von Mieter helfen Mietern“.
Der Modernisierungsstau sei oft hoch, die zum Eigentümer aufgestiegenen Ex-Mieter „für die Beseitigung aller Mängel allein zuständig“. Auch Bewohner, die ihre eigenen vier Wände mit regelmäßigen Investitionen tadellos in Schuss gehalten hätten, könnten von der neuen Eigentümergemeinschaft gezwungen werden, hohe Beträge für die Sanierung des Gemeinschaftseigentums aufzuwenden. Dazu gehören in aller Regel die Außenwände, Dächer und mitunter auch Fenster. Die Mieterberaterin kritisiert zudem, dass die Wohnungsgesellschaften diesmal die „Mietervereine nicht über die geplanten Verkäufe informiert hätten, sondern es vorziehen, heimlich zu verkaufen“. Ein solches Vorgehen „schürt Ängste bei den Betroffenen“.