urdrüs wahre kolumne
: Micha liebt Merle

Gestern feierte Bremens Ex-Bürgermeister Hans Koschnick als der Wilhelm Kaisen der Neuzeit seinen 75. Geburtstag händchenhaltend und im ökumenischen Geiste seiner reformiert-katholischen Zweierbeziehung „irgendwo auf der Heide“ und da darf ein nachträglicher Glückwunsch auch an dieser Stelle nicht ausbleiben für einen, der damals bei den Protesten gegen die Werftenschließung wenigstens heulen musste, statt sich hinter neoliberaler Kodderschnäuzigkeit zu verstecken. Tränen lügen nicht!

Anlässlich einer ausgedehnten Reeperbahn-Nacht in Begleitung einiger Berufskampfsportler mit nachfolgendem Absturz im berüchtigten Café Lehmitz fielen nicht nur mir dort in höchst unangenehmer Weise zwei unvernünftig nüchterne Menschen im Werder-Fantrikot auf, die permanent die bluesrockigen Klänge der prächtigen Lehmitz Houseband mit dem Werder-Lied von Klaus & Klaus konterkarierten, bis ihnen eine stattliche Punklady der Baureihe Pippi Langstrumpf das Singen nicht nur untersagte, sondern auch einen der Herren mittels handgreiflicher Knebelung am Weitergrölen hinderte. Dieser hatte mich zuvor schon mit dem anbiedernden Schrei „Urdrü, alte Socke“ als Teilzeitbremer identifiziert und forderte nunmehr grenzenlose Solidarität ein – aber nix da! Ich lasse mich auch als überzeugter Lokalpatriot nicht vor jeden Mistkarren spannen… Geiz ist geil und die für Pisafragen zuständige Bremer Bildungsbehörde ziemlich doof. Wollten also auch mal sparen, die Verwaltungspauker und versuchten sich in ausgesprochen ärgerlicher Unbeholfenheit am Bescheißen der Post, indem sie die Schulempfehlungen für Viertklässler als portobegünstigte Serienbriefe verschickte, obwohl dies voraussetzt, dass die Inhalte identisch sind, was nicht sein kann – werden ja nicht alle Schulkinder mit Kippenberg-Gymnasium abgestraft. Ein Postler hat‘s gemerkt und alle viertausend Briefchen zurückgeschickt – allerdings nicht an die Staatsanwaltschaft und auch nicht an die lügenhaft als Absender genannten Schulleiter, sondern direkt an die schweinchenschlaue Behörde, die daraufhin erneut und nunmehr richtig frankieren musste. Ein wahrhaft gelungenes Beispiel für sparsame Haushaltsführung à la Hänschenstadt Bremen! Hoffentlich habense wenigstens zur Buße auf Freistempler verzichtet und alle Marken einzeln mit ihrem behördlichen Geizgeilspeichel angefeuchtet!

Anlässlich eines kleinkünstlerischen Auftritts in der Nähe von Verden fragt ein junger Mann aus dem Publikum, ob ich in einer der nächsten Kolumnen mal erwähnen könne, dass ER, Micha, SIE, Merle „mehr liebe als alles sonst auf der Welt“. Dass solcherlei Begehren jetzt nicht zur Gewohnheit wird, hofft im Pollenrausch der Frühlingsgefühle

Ulrich
„Amor“ Reineking