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Archiv-Artikel

Wenig Hilfe für wohnungslose Frauen

Kein Dach über dem Kopf zu haben, trifft Frauen härter als Männer. Innere Mission fordert mehr Hilfsangebote

Von eib

Das Hilfsangebot für wohnungslose Frauen in Bremen ist ausbaufähig. Zu dieser Einschätzung kommt Bertold Reetz, Leiter der Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission. Anlässlich eines Besuchs von Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD) im Treffpunkt „Frauenzimmer“ sagte Reetz, sein Verein bemühe sich um die Finanzierung einer Streetworkerin – analog zu einem Mitarbeiter, der für Männer ohne Zuhause da ist.

800 bis 1.000 Wohnungslose gibt es nach Schätzungen der Inneren Mission in Bremen, ein Viertel bis ein Fünftel davon sind Frauen, nur sehr wenige leben auf der Straße. „Bei Frauen findet das im Stillen statt“, sagt Reetz. Die dichteren sozialen Netze, die Frauen hätten, seien gleichzeitig die Fallen, in denen sie in Abhängigkeiten gerieten. Nicht wenige würden sexuell ausgebeutet. Außerdem, so haben Reetz und seine Kolleginnen beobachtet, fordern Frauen weniger. „Das ist etwas ganz anderes, ob sich ein Mann vor einem Bagis-Mitarbeiter aufbaut oder eine Frau.“

Dabei hätten die meisten wohnungslosen Frauen die Hilfe besonders nötig. Der Anteil derjenigen, die besonders jung sind, ist bei Frauen höher als bei Männern, sie haben seltener einen Schulabschluss, sind häufiger psychisch auffällig oder krank. Diese Erkenntnisse sind nicht neu, bereits vor einem Jahr bekamen die Bürgerschaftsabgeordneten einen Bericht der Verwaltung. Darin findet sich auch der Hinweis auf einen „Versorgungsmangel“ beim betreuten Wohnen für psychisch Kranke. „Die Frauen müssen zum Teil mehrere Monate auf einen Platz warten“, sagt Kerstin Petrusch, Leiterin der Frauen-Wohnungshilfe. Auch deren Notunterkunft ist überbelegt: Auf acht Plätze kommen im Schnitt 14 bis 16 Frauen. Nur durch Spenden und den Einsatz von Freiwilligen kann das „Frauenzimmer“ ein kostenloses Mittagessen und Freizeitbeschäftigung wie Yoga oder Französisch-Unterricht anbieten.

Das Problem von Wohnungslosigkeit wird sich Reetz zufolge in den nächsten Jahren wegen der Wirtschaftskrise nur noch verstärken. „Dann fallen die raus, die jetzt gerade noch Wohnung und Job haben.“ eib