: Fruchtbare Oase
Axel Schneider, Intendant des Altonaer Theaters, will in der nächsten Spielzeit „Hamlet“ inszenieren
Was er ans Licht zerren will, verrät er noch nicht. Sicher ist aber, „dass Licht das Bühnenbild großteils ersetzen soll, und dass dies Teil meiner Konzeption ist“: Axel Schneider, Regisseur und Leiter des Altonaer und Harburger Theaters sowie der Kammerspiele, hat sich mit Shakespeares Hamlet, den er in der kommenden Spielzeit am Altonaer Theater inszenieren will, „einen Traum wohl jedes Regisseurs erfüllt“.
Seine Sicht auf das Stück habe sich im Laufe der Jahre verändert, betonte Schneider am Donnerstag bei der offiziellen Vorausschau auf die kommende Spielzeit: „Während ich mich früher eher auf die Person des Hamlet als zerrissenes Individuum konzenrtiert hätte, möchte ich das Stück jetzt eher in seiner Struktur reflektieren. Wo klafft die Lücke zwischen dem, was Hamlet in der Welt bewirken könnte – seine Vision – und der spröden Realität, dass er sich mit dem Tod seines Vaters abfinden muss und dass er jetzt Verantwortung trägt? Wie verformt Macht den Menschen, wie weit verlieren sich Politiker in ihrer Scheinwelt?“ Fragen, die Schneider nicht nur zu George Bush einfallen – auf den er eventuell dezent verweisen will –, die das Stück für ihn aber „durchaus heutig“ machen.
Ein Risiko, ein derart mit Erwartungen überfrachtetes Stück erneut zu inszenieren – und eine Herausforderung, über deren Bewältigung das Premierenpublikum am 16. Januar 2005 entscheiden wird. Kleists Zerbrochener Krug soll die Jubiläumsspielzeit – man begeht die zehnjährige Intendanz Axel Schneiders sowie die Tatsache, dass das Theater seit 50 Jahren in der Museumsstraße residiert – im September einleiten. „Es schließt sich ein Kreis“, betont Dramaturgin Anja del Caro: Im September 1995 war das Haus mit Amphytrion eröffnet worden. Das Gespenst von Canterville, Don Camilo und seine Herde und Robert Thomas‘ Kriminalkomödie Acht Frauen werden außerdem auf dem Programm stehen. Eine Mischung, die sich, so Schneider, auch in der noch laufenden Spielzeit bewährt habe: „Wir haben insgesamt – im Altonaer und im Harburger Theater – über 100.000 Zuschauer erreicht.“ Besonders auffällig: die Steigerung von 7.500 auf rund 18.000 Zuschauer in dieser Spielzeit. Die Kulturödnis Harburg hat sich in eine fruchtbare Oase verwandelt. PETRA SCHELLEN