Abriss keine Kunst

Aktion in Talstraße 67 scheitert an Polizei. Ende der Häuser Trommel- Ecke Lincolnstraße steht ebenfalls bevor

Ein künstlerischer Abschied von den beiden Terrassenhäusern der Saga in der Talstraße 67 ist in der Nacht zum Sonntag von der Polizei verhindert worden. Eine Gruppe von Künstlern und Künstlerinnen hatte seit Freitagabend damit begonnen, eine Ausstellung in dem bereits leerstehenden der beiden Häuser vorzubereiten. Als die Aktion ruchbar wurde, forderte die Polizei die Künstler am Samstagabend auf, das Gebäude zu verlassen. Eine Frau, die sich in der Nacht noch im Haus aufhielt, wurde von der Polizei vorübergehend festgenommen.

Wie die Initiative „Alternativen zum Abriss“ mitteilte, steht auch das Ende der Saga-Häuser Trommelstraße 4 bis 8 und Lincolnstraße 27 bis 37 unmittelbar bevor. Durch Zettel in den Hausfluren sei die Nachbarschaft darüber informiert worden, dass die Häuser in den nächsten Tagen abgerissen werden sollen. In einigen Häuser wohnten allerdings noch Mieter.

Der Abriss des einen Terrassenhauses in der Talstraße hat am ersten April begonnen, als Arbeiter Fenster aus der Fassade brachen – unmittelbar nachdem die letzten Mieter ihre Schlüssel abgegeben hatten. Im zweiten Terrassenhaus wohnen nach Angaben des Mieters Uwe Quast noch zwei Parteien mit einer Frist von ein paar Monaten.

Alle Abrisspläne waren in St. Pauli auf starken Widerstand der BewohnerInnen und der Anwohnerschaft gestoßen. Sie fürchten, dass preiswerter Wohnraum vernichtet wird, gewachsene Nachbarschaften zerstört werden und das Viertel sein Gesicht verliert.

Die Künstler in der Talstraße verfolgten nach eigenen Angaben die Absicht, „mit einer stillen, konzentrierten, nüchternen aber kreativ-wuchernden Nutzung des Ortes und des Momentes ein Haus kurzzeitig wiederzubeleben, dessen knapp 150-jährige Geschichte nicht die Geschichte der Einflussreichen und Wohlhabenden ist“ und das ein ungeliebtes Hindernis für die „unentfilzbaren Spekulationsumtriebe der Einflussreichen“ sei. Die Gemälde, Graffiti und Installationen, soweit sie fertiggestellt werden konnten, sind jetzt im Haus unter Verschluss. Gernot Knödler