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UNO greift im Kongo ein

UN-Sicherheitsrat will heute internationale Eingreiftruppe in die Stadt Bunia schicken:Erster Einsatz gegen Milizen seit Beginn des Kongokrieges. Entsendung beginnt nächste Woche

BERLIN taz ■ Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges in der Demokratischen Republik Kongo will die UNO militärisch gegen mordende Milizen vorgehen. Voraussichtlich heute wird der UN-Sicherheitsrat die Entsendung einer robusten Eingreiftruppe in die nordostkongolesische Stadt Bunia beschließen. Erste Einheiten der Truppe könnten bereits Anfang kommender Woche auf den Weg gebracht werden, hieß es aus UN-Kreisen in Kongos Hauptstadt Kinshasa.

„In Bunia wird eine multinationale schnelle Eingreiftruppe unter französischer Führung ankommen“, so ein UN-Diplomat. Die bis zu 2.000 Soldaten sollen „helfen, die Sicherheit und die humanitäre Lage“ zu stabilisieren, sagte der französische UN-Botschafter Jean-Marc de La Sablière im UN-Sicherheitsrat am Mittwoch. In Bunia hatten Milizen der Hema- und Lendu-Völker in der ersten Maihälfte 300 bis 400 Menschen getötet. Rund 750 UN-Blauhelme waren zwar vor Ort, griffen aber nicht ein.

Der Resolutionsentwurf, dessen einstimmige Verabschiedung als sicher gilt, sieht nach französischen Berichten vor, dass die zur Gewaltanwendung autorisierte „multinationale Interims-Nottruppe“ Bunia besetzt, um „den Schutz des Flughafens zu gewährleisten“ und, „falls nötig, zum Schutz der Bevölkerung in der Stadt beizutragen“. Sie soll bis zu 2.000 Mann umfassen, davon bis zu 1.500 aus Frankreich. Weitere Soldaten wollten Südafrika, Nigeria, Pakistan, Schweden, Belgien, die Niederlande und Großbritannien beisteuern. Für deutsche Soldaten gibt es „bisher keine Planungen“, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Berlin.

Der Einsatz der Truppe soll bis zum 1. September befristet sein. Dies soll der UN-Mission im Kongo Zeit geben, sich besser zu organisieren. Im August sollen 1.200 Blauhelme aus Bangladesch die Eingreiftruppe ablösen. Bisher überwachen im Kongo 5.300 UN-Blauhelmsoldaten den geltenden Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen. Mit irregulären Milizen sind sie überfordert.

Insgesamt hat der Krieg im Kongo seit 1998 nach Schätzungen von Hilfswerken mehrere hunderttausend Opfer gefordert; etwa drei Millionen Menschen sind zusätzlich an seinen Folgen, wie Hunger und Seuchen, gestorben. Damit ist der Kongokrieg der blutigste Konflikt der Welt seit dem Zweiten Weltkrieg. Barbara Lochbihler, Generalsekretärin der deutschen Sektion von amnesty international, sagte: „Was im Kongo geschieht, gelangt vier Jahre und wohl drei Millionen Tote zu spät auf die weltöffentliche Tagesordnung.“ D.J.

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