: Hau wech die Knete
Die DVU schöpfte im Wahlkampf aus den Vollen. Mindestens 125.000 Euro haben sich die aus München gesponserten Ultrarechten ihre 7,1 Prozent in Fischtown kosten lassen
taz ■ „Ich danke Dr. Gerhard Frey für die Unterstützung im Wahlkampf.“ DVU-Spitzenmann Siegfried Tittmann weiß, wer seinen Wahlerfolg in Bremerhaven ermöglicht hat: der millionenschwere Münchner Verleger und DVU-Parteichef Gerhard Frey.
Touristen, die in Wahlkampfzeiten durch Bremerhaven streiften, waren entsetzt. Die Stadt war von den Rechten zuplakatiert. Von unzähligen Plakatwänden und Litfasssäulen grinste Tittmann auf die Bremerhavener herab. Hinzu kamen noch hunderte Aufsteller, mit Parolen wie „diesmal Protest wählen“ oder „weniger Geld ins Ausland, mehr Geld für Bremerhaven“. „Die Verwaltungspolizei hat bei 400 aufgehört, die Dinger zu zählen“, so Magistratssprecher Wilfried Moritz. Dank Bremerhaven sitzt Tittmann weiterhin in der Bürgerschaft. Er konnte seinen Stimmenanteil in der Seestadt von 6,0 Prozent auf 7,1 Prozent steigern.
Inhalte und Wahlkampfaufwand waren antiproportional. Eine Nachfrage bei der Deutschen Städte Medien (DSM), die einen Großteil öffentlicher Werbeflächen verwaltet, ergab: 71 Großflächenplakate buchte die DVU in den Wochen vor der Wahl, dazu kamen 123 komplette Litfasssäulen sowie 624 Einzelanschläge an Litfasssäulen. Macht rund 25.000 Euro, so sickerte es bei der DSM durch. Doch damit nicht genug. Bis zu zweimal bekamen Bremerhavener Post von Tittmann, persönlich adressiert. Bei rund 64.000 Haushalten kann man so noch einmal 100.000 Euro veranschlagen. Sogar am Himmel war die DVU präsent. Mehrmals kreisten Flieger mit DVU-Bannern im Schlepp über Bremerhaven. Kosten unbekannt. Tittmann selbst verweist auf einen demnächst erscheinenden Rechenschaftsbericht der Partei, aus dem die Wahlkampfkosten hervorgingen. Jetzt könne er noch keine Zahlen nennen.
Ohne Flugzeuge und Briefsendungen kamen in Bremerhaven die anderen Parteien aus. Als Beispiel sei die Wahlsiegerin SPD genannt. Noch nicht mal zehn Großflächenplakate klebten die Genossen. Ihr stärkstes Pferd Henning Scherf und fünf Kandidaten („10 Fäuste für Bremerhaven“) erschienen auf rund 200 einzelnen Aufstellern.
Ihre Henning-Kampagne ließen sich die Sozialdemokraten 250.000 Euro kosten – so hoch war ihr Wahlkampfbudget, und zwar für Bremerhaven und Bremen. Die CDU gab landesweit dieselbe Summe für Spitzenkandidat Perschau, ihre starken Frauen und Rot-Grün-Warnkampagne aus. Die Grünen hatten 90.000 Euro für ihren Wahlkampf veranschlagt. Und die PDS, die ihre 2,9 Prozent von 1999 toppen wollte, stattdessen aber mit 1,7 Prozent abschmierte, hat gar 100.000 Euro in Wahlwerbung investiert. jph/sgi