piwik no script img

Archiv-Artikel

Krieg und Entwicklungspolitik

betr.: „Umsiedlung statt Massaker“, taz vom 27. 5. 03

Martin Dietz erklärt die Landknappheit durch Bevölkerungswachstum zur Ursache des Kriegs im Osten Kongos und folgert aus der Logik Knappheit – Krieg pragmatisch die Umsiedlung von Menschen aus der Kivuregion in andere Gebiete Kongos. Genauso zynisch liegen Krieg und Entwicklungspolitik beieinander. Die Erfahrungen sind im Sudan, in Äthiopien und neuerdings Ruanda längst gemacht: linking war and development heißt heute im Kongo, die beiden parallelen Stränge – Konflikte durch gemachte Knappheiten vor Ort und neue Wirtschaftsinteressen von außen – zu verbinden zu einem neuen Entwicklungsprogramm. In Europa war es das Daytoner Abkommen von 1995.

Martin Dietz’ Umsiedlungsvorschlag ist nicht sein Vorschlag, nicht mal allein der Welthungerhilfe. In Ruanda wurden die Streusiedlungen als Entwicklungsblockade gesehen, nach dem Völkermord wurde ab 1997 mit Siedlungskonzentration begonnen. Nicht nur „Hema- und Lendu-Milizen“ lassen sich instrumentalisieren, auch Pragmatiker. Also nicht „Umsiedlung statt Massaker“, sondern zuerst Massaker, dann Umsiedlung. Zuerst Krieg, dann Inwertsetzung. MICHAEL SAUTER, Bremen