Neonazis schlugen mit der Stachelkeule zu

Fünf Rechtsextreme misshandelten in Hohenschönhausen einen 14-jährigen Punk. Das Landgericht schickt vier der Schläger in den Knast – mit Strafen von über drei Jahren. Das Opfer traut sich bis heute im Dunkeln nicht auf die Straße

Fünf Neonazis sind gestern vom Berliner Landgericht wegen Misshandlung eines 14-jährigen Punks verurteilt worden. Die zum Teil noch heute kahl geschorenen Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren hatten den 14-Jährigen im vergangenen September auf einem Spielplatz in Hohenschönhausen mit Springerstiefeln getreten.

Der Schüler wurde mit Fäusten, einer Holzkeule und einer leeren Flasche von vier der betrunkenen Männer geschlagen. Michael R. (19), gut zwei Meter groß und etwa 110 kg schwer, stieß dem Jungen eine leere Bierflasche ins Gesicht, Christoph J. (18) schlug ihn zweimal mit einer holzstachelbewehrten Keule in den Rücken. Dann rissen sie ihr Opfer zu Boden und traten es noch mehrfach mit stahlkappenbesetzten Schuhen. Schließlich rissen sie ihm Aufnäher und Buttons von der Kleidung, bevor sie sich in die Wohnung von Marcel B. zurückzogen und bei Schnaps und Bier weiter feierten. Der Junge erlitt unter anderem erhebliche Prellungen und Blutergüsse. Bis heute traut er sich im Dunkeln nicht auf die Straße und befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung.

Die Täter sind zum Teil einschlägig vorbestraft und gehörten zum Tatzeitpunkt als Skinheads der rechten Szene an. Die Verteidigung führte als strafmildernde Gründe an, dass sich die Angeklagten noch im jugendlichen Alter befänden, viel Alkohol genossen hätten und beruflich perspektivlos seien. Bis auf den 19-jährigen Rädelsführer gaben alle an, sich aus der rechten Szene zurückgezogen zu haben. Vier Angeklagte müssen Gefängnisstrafen bis zu drei Jahren und vier Monaten verbüßen. Einer der Männer erhielt 18 Monate Haft mit Bewährung.

Der Richter sagte zur Begründung: „Die Angeklagten wollten erkennbar jemanden mit anderer politischer Meinung misshandeln.“ Nach Darstellung der Angeklagten war dem Übergriff eine Party in der Wohnung von Daniel Sch. (24) vorausgegangen, bei der reichlich Alkohol konsumiert worden sei. Als ihnen die Zigaretten ausgingen, sei Dennis B. (18) beauftragt worden, neue zu holen. Der habe berichtet, dass ihn auf dem Rückweg Punks beleidigt hätten.

Vor dem letzten Prozesstag kam es außerhalb des Gerichtsgebäudes zu Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Zuschauern. Etwa zehn Angehörige der linken Szene griffen mit Baseballschlägern und Knüppeln bewaffnet eine Gruppe Rechter an, die auf dem Weg zum Gericht war. Nach einer kurzen Prügelei verschwanden die Linken wieder. Ein Mann aus der rechten Szene wurde mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus behandelt. Polizisten sicherten anschließend den Prozess und nahmen einige Beteiligte fest.DPA, EPD