: Vor Siebenschläfer
Intendantenpoker: Kultursenatorin Horáková betont, dass sie Ulrich Khuon und Gordana Vnuk über 2005 hinaus halten will und hat Vertragsverhandlungen begonnen
Es ist Sommer, die Temperaturen steigen, es dräuen parlamentarische Sommerferien und Spielplan-Pause an allen Theatern, die dieses Jahr erlesen früh – bereits in der letzten Juni-Woche – beginnt. Noch vor Siebenschläfer (27.6.) wird sich volk in den Sommerschlaf verflüchtigen können, um keinesfalls mitzubekommen, was die Kulturbehörde diesmal ausbrütet: Hatte Kultursenatorin Dana Horáková im vorigen August, als alles im Delirium lag, mehrere Museums-Coups durchgeführt, darunter die Sicherung der renommierten Fotosammlung Gundlach für die Deichtorhallen, hat sie sich für diesen Sommer etwas Neues ausgedacht: Das Intendantenkarussell will sie kräftig kreisen lassen und Personalentscheidungen von einiger Tragweite treffen, die die aus der Sommerpause Zurückgekehrten dann nur noch sprachlos zur Kenntnis nehmen können. Dass sie den Thalia-Intendanten Ulrich Khuon, der – wie alle anderen Intendanten der Hamburger Staatstheater – eine Erhöhung der Subventionen verlangt, über das Vertragsende 2005 hinaus halten will, ließ sie am Wochenende zum Beispiel en passant verkünden; Beiläufigkeit ist eine der vornehmsten Tugenden der Mächtigen.
Auch der erfolgreichen, insbesondere auf Kooperationen von Ensembles verschiedener Kulturkreise setzenden Kampnagel-Intendantin Gordana Vnuk soll eine Verlängerung angeboten werden – genauer: Horáková sei gewillt, Vnuk zu halten, hieß es aus berufenem Munde. Eine Aussage, die keineswegs auf irgendeine Vorentscheidung oder gar die tatsächliche Gemengelage deuten muss, hat man solches doch bereits zuvor gehört: GMD Ingo Metzmacher war‘s, den Horáková auch hatte „halten wollen“, dessen Abgang dann aber bemerkenswert gelassen verschmerzt wurde.
Bleibt also abzuwarten, was aus den laufenden Vertragsverhandlungen wird und wie sich die Intendantenlandschaft vom kommenden Herbst an gestaltet. Interessieren würde auch die Frage, ob neben finanziellen Erwägungen Programmatisches in die Neubesetzung etwa der Schauspielhaus-Intendanz einfließen wird oder ob auch hier Lösungen, mit der heißen Nadel gestrickt, aus der Tasche gezogen werden.
PETRA SCHELLEN