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Archiv-Artikel

autokrallen Der lange Arm des Sarrazin

Endlich wieder ein Aufregerthema. Autokrallen gegen Knöllchenmuffel, das erregt die Gemüter – nicht nur die beim ADAC.

Kommentar von UWE RADA

Moment mal, würde man da gerne sagen. Schließlich hat auch die BVG seit langem keine Geduld mehr mit Schwarzfahrern. Wer seine 40 Euro nicht berappt, kriegt eine Inkassofirma auf den Hals. Kurz und schmerzlos.

Was den Vorschlag mit den Autokrallen aber von anderen Gemeinheiten unterscheidet, ist sein Urheber. Hätten die Grünen statt der stumpfen Stachel mal wieder richtig Kralle gezeigt, das Ding wär glatt durchgegangen – als Beitrag der Verkehrshygiene oder als aktive Beihilfe zur Erhöhung des Radverkehrs.

Der eigene Kleinwagen aber in der Geiselhaft von Finanzsenator Thilo Sarrazin, das ist schwer ertäglich. Oder kommt da nicht wieder das ganze explosive Gemisch hoch, von wegen „Die Großen lassen sie laufen, die Kleinen müssen bezahlen“?

In der Tat lässt es der neue Vorschlag des Finanzsenators an der, sagen wir mal vorsichtig, nötigen Verhältnismäßigkeit fehlen. Oder sollte sich der rot-rote Senat endgültig vom Vorsatz verabschiedet haben, die Daumenschrauben nicht nur bei den „kleinen Leuten“ anzuziehen?

Statt die Kralle niederzuklagen, wäre es demnach bürgerliche Pflicht, vorzuschlagen, wo sie sonst noch eingesetzt werden könnte. Oder sollte es etwa keine säumigen Beamten oder Politiker geben? Und wenn der Finanzsenator mal wieder den Haushalt zu spät ins Parlament bringt, kann er sich gleich selbst anketten.

Nur, wer macht ihn dann wieder los? Man sieht, ein richtiges Aufregerthema.