unterm strich
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Die Schelte des Nobelpreisträgers kommt etwas spät. Günter Grass hat bei einem Besuch am Wochenende in Gdansk die Beteiligung Polens am Irakkrieg kritisiert. „Ich denke, dass ein Volk, das die deutsche und russische Besatzung überlebt hat, besonderen Unwillen zur Teilnahme an einem Krieg haben sollte“, sagte der Schriftsteller in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der polnischen Zeitung Rzeczpospolita.

Grass setzte zugleich knapp eine Woche vor dem Referendum der Polen über den EU-Beitritt seine Hoffnungen auf die weitere europäische Integration. „Es gibt keine Alternative zur EU, aber das bedeutet nicht, dass sie ausschließlich mit Nutzen verbunden ist“, so Grass im Tonfall eines Joseph Fischer. Das Beispiel Portugal zeige, dass das Land in vielen Bereichen, etwa beim Ausbau seiner Infrastruktur, von der EU-Mitgliedschaft profitiert habe. Andererseits aber seien die portugiesischen Landwirte zu den Verlierern des EU-Beitritts ihres Landes geworden. Ähnliches könne auch den polnischen Bauern drohen.

Erst kam der Streit zwischen SPD und Grünen, den Nordrhein-Westfalens Regierungschef Peer Steinbrück gerne mit einer rot-gelben Koalition erledigen würde. Prompt meldet sich die FDP mit kulturpolitischen Forderungen: Sie will eigene Tarifverträge für Theater und Museen. Der Flächentarifvertrag des öffentlichen Dienstes werde den besonderen Arbeitsbedingungen in Kultureinrichtungen nicht gerecht, erklärte die kulturpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Brigitte Capune-Kitka. Vor allem die an der Büroarbeit orientierte Arbeitszeitregelung sei ein großes Hindernis für Bühnen und Museen. Dort müssten Mitarbeiter vor allem abends und an Wochenenden arbeiten. Dies aber sei wegen der Vorschriften des allgemeinen Tarifvertrags nur schwer zu organisieren. Auch bei Minijobs sieht Capune-Kitka Handlungsbedarf, da selbst studentische Aushilfen nach Bundesangestelltentarif bezahlt werden. Der Stundenlohn für einen Studenten etwa an der Garderobe ist dadurch von 5 bis 7 Euro auf 12 bis 13 Euro gestiegen. Zum Glück für die FDP gibt es ja bald EU-Polen …