: Aktionen für Minijobber
Kölns DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen will die Inhaber von „400-Euro-Jobs“ über ihre Rechte aufklären
KÖLN taz ■ Wolfgang Uellenberg-van Dawen hat einen Traum. Wie einst die Erdbeerpflücker in Kalifornien sollen sich auch die Minijobber in Köln und Umgebung für ihre Rechte aufstehen. Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Region Köln schwärmt von selbstbewussten Mitarbeitern, die trotz „kleiner“ Jobs mit der monatlichen Einkommens-Höchstgrenze von 400 Euro korrekt und aufrichtig von ihren Arbeitgebern behandelt werden. Vorerst wird das aber wohl noch ein Traum bleiben.
„Stundenlöhne von 3,80 Euro sind bei den Minijobs keine Seltenheit“, sagte Uellenberg-van Dawen der taz: „Und das Schlimmste ist, dass diese Menschen von den Unternehmern behandelt werden, als hätten sie keinerlei Rechte.“ Dabei hätten sie durchaus einen gesetzlichen Anspruch zum Beispiel auf bezahlten Urlaub oder auf Kinderkrankengeld. In Flugblättern, die nach den Osterferien vor mehreren Betrieben im Rheinland verteilt werden sollen, will der DGB auf eine ganze Reihe weiterer Rechte aufmerksam machen.
So gebe es immer häufiger mündlich geschlossene Arbeitsverträge. Dabei bestehe die Gefahr, dass der Arbeitgeber sich später nicht mehr an die getroffenen Vereinbarungen erinnern will. „Arbeitnehmer sollten daher auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag drängen“, mahnt der Gewerkschaftschef.
Auch Minijobber hätten Anspruch auf bezahlte Feiertage und eine Unfallversicherung durch den Arbeitgeber. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gilt in der Regel, wenn der Mitarbeiter mindestens vier Wochen lang zum Betrieb gehört. Kündigungsschutz gelte für Betriebe, in denen mehr als zehn Vollzeitbeschäftigte arbeiten. Auch Arbeitnehmer in Minijobs sind berechtigt, an den Wahlen zum Personalrat teilzunehmen. Das Mutterschutzgesetz und die Elternzeit sind ebenfalls gültig.
Wenn die DGB-Aktion gelinge, so Uellenberg-van Dawen, könnte er in Köln bald viele weitere Mitstreiter begrüßen: Verkäuferinnen, Aushilfskellner, Putzhilfen – oder auch Erdbeerpflücker aus dem nahen Vorgebirge. Denn in Kalifornien hatten die Erdbeerpflücker vor Jahren ebenfalls ohne besondere Rechte als „einfache“ Arbeiter angefangen. Heute seien ihre Gewerkschaften wichtig und einflussreich. Frank Überall