Irak wird zum Schlachtfeld

Erneut mehrere Ausländer als Geiseln verschleppt. US-Armee setzt Großoffensive gegen Rebellen an allen Fronten fort. Falludscha weiter unter Belagerung. Sunniten rufen zum Generalstreik auf

KAIRO taz ■ Eine nicht enden wollende Schlacht mit der sunnitischen Guerilla in Falludscha, unzählige Feuergefechte in den Städten im Süden des Landes mit den Mahdi-Milizen des radikalen Schiitenführers al-Sadr und dann noch die Entführung ausländischer Zivilisten: Ein Jahr nach dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein verlieren die USA und ihre Verbündeten zunehmend die Kontrolle im Irak.

Am Freitag nahmen Aufständische erneut Geiseln, um den Abzug der Besatzungstruppen zu erzwingen. Dabei handelt es sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters um vier Italiener und zwei Amerikaner. Diese würden in der Moschee festgehalten, hieß es. Bereits am Donnerstag hatte eine bisher unbekannte Gruppe namens Mudschaheddin-Brigaden gedroht, drei japanische Geiseln lebendig zu verbrennen, sollte Tokio seine Truppen nicht binnen drei Tagen abziehen. Sieben ebenfalls am Donnerstag entführte südkoreanische Priester kamen wieder frei. Weiter in Geiselhaft befinden sich zwei Palästinenser, ein Brite und ein Kanadier.

Nach dem Scheitern eines Waffenstillstands flog die US-Luftwaffe gestern neue Angriffe gegen die seit fünf Tagen eingeschlossene Stadt Falludscha. Lastwagenkonvois mit Medizin und Lebensmitteln konnten nicht in die Stadt gelangen. Über 300 Iraker sollen inzwischen in der Stadt getötet worden sein.

Oberbefehlshaber General Sanches sieht nach eigenem Bekunden „keinen Schatten Vietnams im Irak“, gibt aber zu, die südirakische Stadt Nadschaf werde von den Mahdi-Milizen des Schiitenführers al-Sadr kontrolliert. Die Stadt Kut wurde dagegen von US-Truppen zurückerobert. Der nationale Rat der sunnitischen Rechtsgelehrten rief alle Bürger im Irak zu einem Generalstreik auf. Dieser sollte von gestern Nachmittag bis zum „Arbayin“-Feiertag der Schiiten am kommenden Sonntag dauern.

KARIM EL-GAWHARY

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