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Archiv-Artikel

Im Bus spielt „Bittersweet Symphony“

Nach dem zweiten verlieren die Eisbären auch das dritte Play-off gegen Frankfurt. Die 3:4-Niederlage versetzt dem Traum vom Meistertitel einen Dämpfer, doch zerschlagen hat er sich noch nicht – auch wenn die Stimmung im Team gedrückt ist

von DANIEL GOLDSTEIN

Wenn die Eisbären heimlich vom Titel träumten, hat dieser Traum gestern einen heftigen Dämpfer bekommen. Allein, völlig zerschlagen hat er sich noch nicht. Mit 3:4 (1:0, 2:2, 0:1) mussten sich die Berliner gestern nach Verlängerung den Frankfurt Lions geschlagen geben. Den Hessen fehlt jetzt nur noch ein Sieg zur deutschen Eishockey-Meisterschaft. Zum Titel sind drei Erfolge nötig – die Lions führen nach dem dritten Playoff mit 2:1.

Schon am Samstag hatten die Eisbären Pech: Vor 7.000 Zuschauern in der Frankfurter Eissporthalle ging das zweite Spiel mit 2:5 verloren. Die Stimmung, die sich nach diesem Spiel ausbreitete, wird wohl bis zum kommenden Freitag – an dem Frankfurt den Sieg perfekt machen kann – vorherrschen: Still wurde es im Team bereits nach dieser ersten Niederlage. Im Bus zum Hotel wurde geflüstert, Stürmer Florian Busch lieferte über die Kopfhörer seines MP3-Players den passenden Soundtrack zur Stimmung. „It’s a bittersweet symphony“ sangen „The Verve“. Still wird es auch gestern, nach dem zweiten Debakel, in der Kabine gewesen sein.

Es kommt einem fast so vor, als wären die Eisbärenspieler entgegen aller Beteuerungen und Warnungen, auf dem Boden zu bleiben, ein wenig das Opfer der Euphorie geworden, die sie selbst erzeugt hatten. Nachdem die Berliner Eishockey-Artisten nicht nur das Viertel- und das Halbfinale ohne Niederlage überstanden hatten, starteten sie am Gründonnerstag auch überzeugend in die Finalserie. Mit 5:2 schickten sie die Frankfurt Lions im ersten Finalspiel nach Hause.

Auf einmal war die Skepsis rund um den Wellblechpalast in Hohenschönhausen wie weggeblasen. Die Gedanken der Fans beschäftigten sich nicht mehr mit der nächsten, sondern nur noch mit der übernächsten Partie. Frei nach dem Motto: „Am Ostermontag ist alles vorbei.“

Dagegen hatten jedoch die Frankfurt Lions etwas einzuwenden. Aus Sicht der Frankfurter passte zum samstäglichen Spiel am besten der oft beim Eishockey gespielte Ramones-Klassiker „Blitzkrieg Bob“. Bereits nach fünf Minuten führten die Löwen mit 3:1 und hatten die Eisbären derart geschockt, dass diese lange brauchten, um ins Match zu finden und schließlich doch 2:5 unterlagen. Eisbärenchefcoach Pierre Pagé brachte es dann hinterher auch auf den Punkt: „Man kann nicht erwarten, die Play-offs ohne Niederlage zu überstehen.“ Nun ist die zweite Niederlage dazu gekommen, es könnte die entscheidende gewesen sein.

Schon am Samstag sah Eisbären-Torhüter Rich Parent nicht gut aus. Es war eine der wenigen Phasen in der Saison überhaupt, in der einer der beiden Eisbärenkeeper ansatzweise schwächelte. Dabei hatte Trainer Pagé in der gesamten Spielzeit ein Luxusproblem. Er konnte sich einfach nicht auf eine Nummer eins festlegen. Selbst in den Play-offs, über die Pagé einmal sagte, „Es gibt zwei Dinge die man nicht wechselt, seine Frau und seinen Torwart in den Play-offs“, hielt die Rotation an. Beide Torhüter überzeugten. Oliver Jonas aber immer ein klein wenig mehr als Parent. Der 31-jährige Kanadier kam, zumindest psychisch mit dem Wechselspiel die ganze Saison über nicht ganz so gut klar wie der 24-jährige Deutsche. „Ich hätte gerne mehr Spiele gemacht, vor allem zu Hause. Es ist neu für mich, so wenig zu spielen“, ließ Parent verlauten. „Ich habe mich an die Rotation im Laufe der Saison gewöhnt“, sagte Jonas. Vielleicht fehlte Parent dieses eine Prozent Abgeklärtheit am Samstag, um von Anfang an hellwach zu sein.

Am Ostermontag dann, beim dritten Aufeinandertreffen der beiden Finalisten stand wieder Nationalkeeper Jonas im Eisbärentor. Es hat nichts genutzt.