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Archiv-Artikel

Interplanetarische Wassersuche

Die Marssonde ist erfolgreich gestartet und hat Kontakt zur Bodenstation. Zum ersten Mal steuert ein Raumfahrzeug unter der Leitung der Europäischen Weltraumbehörde einen anderen Planeten an. Wissenschaftler vermuten Wasservorkommen

von KENO VERSECK

Europa nimmt Kurs auf den Mars, um dort nach Wasser und Leben zu suchen. Am Montagabend startete die europäische Sonde „Mars-Express“ erfolgreich vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan in Richtung des Roten Planeten.

Um 19.45 Uhr Mitteleuropäischer Zeit brachte eine russische Sojus-Fregat-Rakete die Sonde zunächst in eine Umlaufbahn um die Erde. Wenig später schoss das Fregat-Triebwerk die Sonde auf ihren interplanetaren Kurs. Zugleich entfaltete die Sonde planmäßig ihre Sonnensegel zur Stromerzeugung und sendete erste Signale an das europäische Raumfahrt-Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt. „Es war ein fantastischer Start“, so der wissenschaftliche Leiter der Europäischen Weltraumagentur ESA, David Southwood.

„Mars-Express“ ist die erste eigenständige europäische Mission zum Mars und die erste interplanetarische Mission der ESA überhaupt. Der Start der 300 Millionen Euro teuren Sonde war mit Aufregung erwartet worden, denn von allen bisherigen Mars-Missionen der letzten vier Jahrzehnte sind knapp zwei Drittel gescheitert, darunter einige in der Startphase. Vor wenigen Wochen hatte es noch Probleme mit einem Elektronikbauteil des Mars-Express gegeben, das der Datenübertragung diente.

Nach einer sechseinhalbmonatigen Reise soll der Mars-Express den Nachbarplaneten der Erde an Weihnachten erreichen. Dann beginnt auch der heikelste Teil der Mission: Über dem Mars wird die Sonde das 65 Kilogramm schwere Landegerät „Beagle-2“ abwerfen, das, von Fallschirmen und Airbags gebremst, nahe beim Mars-Äquator in der Ebene Isidis Planitia landen soll. Dort sollen die hochempfindlichen Instrumente von Beagle-2 unter anderem nach fossilem und noch existierendem Leben suchen. Ein Gasspektrometer des Landegerätes ist beispielsweise in der Lage, Gasmoleküle aus Stoffwechselprozessen noch dann aufzuspüren, wenn die Organismen, die so produziert haben, tausende Kilometer entfernt sind. Mit Hilfe von mineralogischen Untersuchungen an Bodenproben soll Beagle-2 außerdem fossile Lebensspuren feststellen können. Die Forscher erwarten, dass das Landegerät etwa sechs Monate lang einsatzfähig bleibt.

Der Mars-Express wird unterdessen den Roten Planeten auf einer elliptischen Bahn umkreisen und dabei unter anderem Analysen zur Wasserverteilung auf dem Mars vornehmen. Forscher vermuten, dass es unter der Marsoberfläche riesige Wasserreservoirs gibt. Das Radar-ähnliche Instrument „Marsis“ ist in der Lage, flüssiges Wasser oder Eis bis in eine Tiefe von knapp fünf Kilometern unter der Marsoberfläche festzustellen. Außerdem wird der Mars-Express den Roten Planeten so genau fotografieren und kartografieren wie nie zuvor.

Bisher haben europäische Forscher nur an russischen und US-amerikanischen Mars-Missionen teilnehmen können.