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Archiv-Artikel

Kunst wird jetzt erklärt

Skandalschau im Bethanien wieder offen. Neu sind Hinweise, dass es um kritische Auseinandersetzung geht

Die umstrittene Ausstellung „When Love Turns to Poison“ im Kreuzberger Künstlerhaus Bethanien, die nach einem Angriff auf einige Bilder am vergangenen Mittwoch geschlossen wurde, ist wieder geöffnet. Nach Angaben einer Sprecherin des Kunstraums konnten die Fotoarbeiten von Thomas Hauser, die der bekannte Kirchenstörer Andreas Roy zu Boden gerissen hatte, bereits am Freitag in neuen Rahmen wieder gezeigt werden. Die Bilder zeigen Frauen in durchsichtigen Unterhosen.

Der Attacke auf die Bilder war eine skandalisierende Berichterstattung in der Springer-Presse vorangegangen – unter dem Motto: „Kinderporno-Ausstellung, bezahlt aus Steuergeldern“. Die Blätter suggerierten fälschlicherweise, Hauser habe Minderjährige in durchsichtigen Höschen fotografiert. Auch Kinderschutzorganisationen warfen der Schau einen unkritischen Umgang mit pädophilen Darstellungen vor. Nach Angaben des Kunstraums ist inzwischen neben allen Werken der Hinweis angebracht worden, dass sich die Künstler mit den Themen Geschlechterverhältnis und Kindesmissbrauch kritisch auseinander setzen. Wie zuvor werden Besucher am Eingang der Schau darauf hingewiesen, dass einige Darstellungen Anstoß erregen können und dass der Zutritt erst ab 18 Jahren erlaubt ist.

Allerdings seien die Exponate von Mathias Seidel auf Wunsch des Künstlers vorläufig nicht mehr zu sehen, sagte die Sprecherin. Seidel sei bedrängt worden und habe daher die Werke zurückgezogen. Seidel zeigte unter anderem eine Videoinstallation, in der unter dem Titel „Show the doctor what you have done“ zu sehen war, wie eine blonde Puppe von einer Kasperpuppe missbraucht wird.

Die Ausstellung ist noch bis zum 9. Mai zu sehen. Am Schlusstag ist eine öffentliche Diskussion mit den Künstlern geplant. TAZ