OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Meist blicken Science-Fiction-Filme aus der Gegenwart heraus in eine ferne Zukunft. Der japanische Regisseur Rintaro entschloss sich stattdessen zu einer Zeitreise in die Vergangenheit: In fünfjähriger Arbeit verfilmte er in einer Mischung aus Computeranimation und traditioneller Hand-Zeichnung den von 1947 und 1949 entstandenen „Metropolis“-Comic des Manga-Großmeisters Osama Tezuka, der seinerseits von Fritz Langs Film „Metropolis“ aus dem Jahr 1926 inspiriert war. So präsentiert sich „Robotic Angel“ als ein faszinierendes Kompendium von Zukunftsvisionen längst vergangener Epochen: Da gibt es Wolkenkratzer mit Art-déco-Fassaden und Roboter, die an mechanische Spielzeugfiguren der frühen 50er-Jahre erinnern. Durch die verschiedenen Ober- und Unterwelten der Superstadt Metropolis bewegen sich der Detektiv Shunsaku Ban, sein Neffe Kenichi und das Robotermädchen Tima, stets auf der Flucht vor den Häschern des Großindustriellen Duke Red, der Tima für seine Welteroberungspläne benötigt, und dessen Adoptivsohn Rock, der Tima beseitigen will. Traumhaft-melodramatische Sequenzen in kühlen Schneelandschaften wechseln sich dabei mit bunten Verfolgungsjagden ab – ein Triumph japanischer Animationskunst, die hier fantastische Bildwelten mit einer sehr menschlichen, tragischen Geschichte verknüpft: Als Tima schließlich erkennen muss, dass sie kein humanes Wesen, sondern nur ein Androide ist, setzt sie die totale Vernichtung von Metropolis in Gang – die Rache des Roboters an den vermessenen Zukunftsträumen der Menschen von gestern.
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Da steht er nun an der Spüle und schrappt die Möhren, und sein Lächeln ist offen und gewinnend: ein weiter Weg für einen, der sonst eher im Vorübergehen Särge bestellt. „Die Brücken am Fluss“ ist Clint Eastwoods wohl persönlichster Film: Als Fotograf Robert Kincaid, der Mitte der 60er-Jahre in Iowa überdachte Brücken fotografieren will und sich dabei in die verheiratete Farmerfrau Francesca (Meryl Streep) verliebt, zeigt er sich charmant und verletzlich. Es ist ein Film der langsamen Annäherung: verstohlene Blicke, ein selbst gepflückter Strauß Wiesenblumen, flüchtige Berührungen – ein Happy End gibt es trotzdem nicht. Die Vorurteile der Gesellschaft spiegeln sich im Verhalten von Francescas Kindern, die nach dem Tod der Mutter von ihrer großen Liebe erfahren: Bevor sie diese Geschichte schließlich verstehen lernen, müssen sie allerlei Hindernisse überwinden.
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Einer der Klassiker des Film noir: In „Scarlet Street“ erzählt Fritz Lang in kontrastreichen Schwarzweißbildern von der moralischen Grauzone. Edward G. Robinson brilliert als eigentlich harmloser älterer Herr, der à la Rotkäppchen ein wenig vom Wege abkommt und schon bald in eine Mordgeschichte verwickelt ist. Joan Bennett verkörpert die etwas ordinäre Versuchung, und anders als in Langs ähnlich angelegtem Werk „The Woman in the Window“ erwacht hier niemand mehr aus dem Albtraum … LARS PENNING