: Unter neuen Linden
Phase II beim Ausbau zum Hauptstadt-Boulevard startet im September. Grüne sieht Verschwendung
Für Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) ist es die Fortsetzung einer Schönheitskur, für Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling „Millionenverschwendung ohne Sinn und Verstand“: der Ausbau der Straße Unter den Linden zum Hauptstadtboulevard. Zentrales Element: die Bürgersteige auf Kosten der Fahrbahnen um je fast drei Meter verbreitern. 12,7 Millionen Euro soll es kosten, nach dem Umbau des Pariser Platzes von September dieses Jahres bis Ende 2004 auch das Teilstück zwischen Wilhelmstraße und Glinkastraße neu zu gestalten. Zwei Drittel oder rund 8,4 Millionen schießt der Bund zu.
Nach Strieders Plänen sollen die Linden weiter je zwei Fahrstreifen, eine Bus- und eine Parkspur auf rund 11 statt bisher auf 14 Metern pro Richtung haben. Der Autoverkehr lasse sich auch nach Schließung des Brandenburger Tors „nicht erheblich reduzieren“, sagte Strieder. Denn viele Leute fänden es „einfach schick, die Linden entlangzufahren“.
Stadtentwicklungsexpertin Hämmerling nannte diese Planung „besonders verwerflich“. So mache Strieder den Namensgebern der Straße „den endgültigen Garaus“. Die Linden sollen nämlich auch auf verbreiterten Bürgersteigen am Straßenrand stehen. Nach jetziger Schätzung lässt sich nur ein Drittel versetzen, die Mehrzahl aber sei dafür zu stark geschädigt und müsste durch „ausreichend große“ Bäumen aus Baumschulen ersetzt werden.
Hämmerling hingegen hält die angegriffenen Bäume noch für erhaltenswert. Ein Zwiespalt, bei dem der Bund für Umwelt und Naturschutz auf Hartmut Balder vom Pflanzenschutzamt als führenden Baumexperten Berlins verweist. Der hat mit den Plänen kein Problem. Der taz sagte er: „Wenn man eine richtige Allee haben will, würde ich sogar alle Bäume wegnehmen und erneuern.“ STEFAN ALBERTI