: Nachbar für Anschläge verantwortlich?
Vermutetes Tatmotiv: Lärm der Kinder. Noch liegt kein Geständnis vor. Verdächtiger in die Psychiatrie eingeliefert
Bremen taz ■ Er ist es? „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ habe ein 49-jähriger Nachbar alle sechs Anschläge auf das Haus der Pastorenfamilie Heimendahl verübt, bestätigte gestern Wilhelm Weber, Leiter der Polizei-Inspektion für Kapitalverbrechen.
Gegen den Verdächtigen erließ die Staatsanwaltschaft einen „Unterbringungsbefehl“ wegen „versuchten Mordes in Tateinheit mit schwerer Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung“. Er wurde in die Psychiatrische Abteilung des Zentralkrankenhaus-Ost eingewiesen.
Schon im Juli 2003 war der krank geschriebene Lehrer auffällig geworden, weil er sich und sein Haus in die Luft sprengen wollte. Warum, so fragt Hans Dieter Heimendahl, blieb der 49-Jährige unbehelligt dort wohnen, während die Gefährdung, die von ihm ausging, doch offensichtlich war?
Die Staatsanwaltschaft bestätigt ein eingeleitetes Ermittlungsverfahren, das aber bis heute, neun Monate später, immer noch nicht abgeschlossen sei, da ein psychologisches Gutachten fehle. Da nur wegen Fahrlässigkeit ermittelt werde, sei der Fall nachrangig behandelt worden – und dann dauere das schon mal so lange, erklärt Monika Schäfer, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft.
Wie die Polizei auf den noch nicht geständigen Täter aufmerksam wurde? Er sei, so Ermittlungsgruppenleiter Stefan Bothe, immer wieder als erster Zeuge und Hinweisgeber bei der Polizei vorstellig geworden. Bei der Hausdurchsuchung will die Polizei Beweise für die Täterschaft gefunden haben. Das vermutete Motiv? „Der Nachbar hat sich über den Lärm unserer drei Kinder beschwert“, berichtet Hans Dieter Heimendahl.
Auch die Polizei sieht keinen Zusammenhang mehr mit der Aufführung der „Zehn Gebote“.
Diese werden jetzt fortgesetzt. Das gab gestern Theaterintendant Klaus Pierwoß bekannt. Alle 14 bis 16. Juni angesetzten Vorstellungen seien allerdings schon ausverkauft. Für die heutige Aufführung ist eine Solidaritätsdemonstration angekündigt. Pastor Klingbeil-Jahr berichtet, dass sich Christen schützend um die Friedenskirche aufstellen wollen. Alle Aufführungen wie auch die Gemeindegebäude und Pastorenwohnungen würden aber weiterhin auch unter Polizeischutz stehen, versicherte Weber. In der kommenden Theatersaison möchte Pierwoß die „Zehn Gebote“ weiterspielen. Klingbeil-Jahr schlägt vor, die Inszenierung auf Tournee durch die Kirchen Bremens zu schicken.