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Archiv-Artikel

Der Renes-Ruck

Bewegung: Mit großen Schritten gehen die Bremer Philharmoniker auf das Publikum zu. Das Geld für die volle Besetzung wird aber zunächst noch anders ausgegeben

Cross-Over-Konzerte sollen neue Publikumsschichten erreichen

Dass die Bremer Philharmoniker auf 87 Stellen – von ehemals 76 – aufgestockt werden, hatte der neue Generalmusikdirektor Lawrence Renes zur Bedingung seines Verbleibens in Bremen gemacht. Kultursenator Kuno Böse hat es ihm versprochen. Nun ist Böse weg und die Stellen gibt es noch immer nicht. Trotzdem präsentierte sich Renes mit seinem Orchesterdirektor Christian Kötter zum Ende seiner ersten Spielzeit und ein Jahr nach der Gründung der „Bremer Philharmoniker GmbH“ in bester Laune.

82 Stellen sind besetzt, „und das Geld für die restlichen fünf haben wir“. Die wirtschaftliche Lage erlaube aber noch nicht, das Geld jetzt für Stellen auszugeben, so Kötter im Einverständnis mit dem Dirigenten. Mit „Freude und Stolz“ schaue Renes auf diese seine erste Spielzeit zurück, fühle sich vom Orchester und Publikum angenommen. Der notwendige quantitative Publikumszuspruch ist allerdings noch nicht in ausreichendem Maß zu verzeichnen.

Die nächste Spielzeit mit fast 200 Auftritten – davon 175 bei den Opernaufführungen des Bremer Theaters – ist nun schon kräftig von seiner Handschrift geprägt: Jedes Konzert mischt bekannte und unbekannte Werke und zeigt junge InterpretInnen. Sechs der zwölf Doppelkonzerte dirigiert Renes selbst – und betont: „Es ist für uns das Wichtigste, in der Klang- und Artikulationsqualität weiterzukommen, nicht unbedingt viel zu teure Berühmtheiten zu begleiten.“

Der Bruckner-Zyklus wird ebenso weitergeführt wie die Wiedergabe der Mahler-Sinfonien. Das Doppelkonzert – immer montags und dienstags – konzeptionell zu nutzen, kommt nach Beethovens Klavierkonzerten dieses Mal Johannes Brahms und seinen beiden grandiosen Klavierkonzerten zugute.

Renes möchte zudem ein klares Zeichen setzen, „dass die Musikgeschichte nicht bei Mahler und Strauss aufhört“. So erklingen Toru Takemitsu und Olivier Messiaen. Allerdings ließen die derzeitgen Beanspruchungen und Strukturen ganz Modernes nicht zu: „Schon ein Klassiker wie Xenakis erfordert eigentlich eine Spezialisierung“.

Neu: die inhaltliche Verschränkung der Konzertreihen. So wird in der Kammermusik am Sonntagmorgen ein Streichquartett von Leoš Janáček gespielt und im Orchesterkonzert dessen fulminante „Sinfonietta“, wenn in der Oper „Das schlaue Füchslein“ auf dem Spielplan steht. Außerdem gibt es den Versuch, Cross-Over-Konzerte zu gestalten, damit andere Publikumsschichten erreicht werden – dieses mal mit einem Konzert lateinamerikanischer Tänze. Gastspiele in anderen Städten und die Installation eines „artist in residence“ (der nicht nur Solist ist, sondern auch Kurse geben könnte) sind weitere Innovationen.

Die Familienkonzerte wurden bereits erweitert, nächste Woche beginnt in der Grundschule am Weidedamm eine Projektwoche mit MusikerInnen des Orchesters. Ostern heißt es wieder: „Bühne frei für Kids“. Das Orchester ist mit diesen Konzepten einen großen Schritt auf das Publikum zugegangen.

Ute Schalz-Laurenze

SchülerInnen und StudentInnen bekommen ab 19.30 Restkarten für alle Plätze für 6,50 Euro