: Neonazis unter Waffen
Polizei findet bei zwei Rechtsradikalen in Celle Gewehre und Munition. Zweiter Fund binnen eines Monats. Vermutlich Verbindungen zu Brauchtumsfeiern auf Escheder Bauernhof. Polizei erkennt gestiegene Gewaltbereitschaft
Über die Weihnachtstage hat die Polizei im Landkreis Celle bei Neonazis Waffen gefunden. „Im Bereich Winsen sind zwei Objekte durchsucht worden. Dabei wurden die Waffen sichergestellt“, sagte Celles Polizeidirektor Gerd Schomburg der Presse. Bereits zu Anfang des Monats hatte die niedersächsische Polizei nach einer Schießerei ein Waffenlager von Neonazis ausgehoben.
Bei der Durchsuchung in Celle fand die Polizei nicht nur ein G-3-Sturmgewehr und eine Kleinkaliberwaffe. Sie stellte zudem Munition und Propagandamaterial sicher. Bereits am vergangenen Montag hatte die Polizei mitgeteilt, dass sich Rechtsextreme zu Wehrsportübungen am Kalker-See getroffen hatten. Ein 28-jähriger ehemaliger Soldat aus Winsen soll die Truppen führen.
Einer der Durchsuchten soll am 20. Dezember an einer Wintersonnenwendfeier auf dem Bauernhof des NPD-Freundes Joachim Nahtz bei Eschede teilgenommen haben. Mehr als 220 „Kameraden“ schworen sich im Schein der Flammen die Treue. „Wie bereits unsere Ahnen vor tausenden von Jahren feierte man die Wiedergeburt des Lichtes“, verkündeten sie später im Internet. Ausrichter war die „Kameradschaft 73 Celle“, die schon seit Jahren in der Region aktiv ist. Die Kader der Kameradschaft, Dennis Bührig und Klaus Hellmund, haben beste Beziehungen zur NPD.
Die Waffenfunde bestätigen die Vermutungen der antifaschistischen Szene. Die Brauchtumsfeste auf dem Bauernhof seien zu einem „der Koordinations- und Kommunikationszentren“ der Neonazi-Szene im Norden geworden, sagte eine Sprecherin der „Antifaschisten Aktion Celle / Antifaschistische Aktion Lüneburg / Celle“ bei einer Gegendemonstration. Auf einer später stattfindenden Kundgebung hob Eschedes Bürgermeister Günter Berg (parteilos) hervor: „Diesen Treffen können wir nicht mehr tatenlos zusehen.“
Schon Anfang Dezember hatte die Polizei gegen bewaffnete Rechtsextreme vorgehen müssen. Am 30. November waren in einem Göttinger Nachtclub fünf Rechtsextreme mit Besuchern in Streit geraten. Einer zog eine Pumpgun und schoss auf den Wirt, der durch Glück nicht getroffen wurde. Später warfen die Neonazis Molotow-Cocktails auf das Gebäude.
Im Laufe der Ermittlungen fand die Polizei am 1. Dezember bei den Männern aus der Kameradschaftsszene neben der Pumpgun einen Revolver, eine Maschinenpistole, ein Repetiergewehr, vier Bajonette, sowie Munition (taz berichtete). Polizeipräsident Hans Wargel sagte, es sei zwar bekannt, dass Rechtsextremisten Waffen besäßen: „Das für uns Neue liegt aber darin, dass sie auch gegen andere Menschen gerichtet werden“, sagte der Polizeichef. Die Gewaltbereitschaft der rechten Szene zeige sich „in aller drastischen Deutlichkeit“.
Über den aktuellen Ermittlungsstand in Celle wollte die Polizei am Wochenende keine weiteren Auskünfte geben. „Die Ermittlungen stehen am Anfang“, hieß es. ANDREAS SPEIT