: SPD rügt Rennbahn-Bebauung
Die Freigabe von Grundstücken in Weidenpescher Landschaftsschutzgebiet sei keine Lösung für die Finanzprobleme Privater, heißt es aus der Kölner SPD-Fraktion
KÖLN taz ■ Die Kölner SPD wirft der schwarz-grünen Rathauskoalition vor, auch weiterhin an den Planungen zur Errichtung einer Wohnanlage auf dem Gelände der Weidenpescher Pferderennbahn festzuhalten. „Die Anwohner werden von CDU und Grünen ausgetrickst“, kritisierte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Michael Zimmermann. Der Versuch, gegen den massiven Widerstand der Anwohner die Bebauung des landschaftsgeschützten Geländes an der Niehler Straße durchzuziehen, sei „eine reine Verhöhnung der Menschen, die sich für den Erhalt der ,grünen Lunge Rennbahn‘ einsetzen“.
Laut SPD sei Anlass ihrer Kritik die jüngste Sondersitzung des Stadtentwicklungsausschusses, in der die schwarz-grüne Koalition beschlossen habe, die Bebauungsplanungen weiterhin zu betreiben. Gleichzeitig wurde eine moderierte Bürgerbeteiligung beschlossen. „Da wird den Anwohnern Sand in die Augen gestreut!“, argwöhnt Zimmermann.
Christdemokraten und Grüne wollten, „dass die Verwaltung das weiterplant, was die Koalition auf jeden Fall gebaut haben will“. Vor diesem Hintergrund sei das vorgesehene Mediationsverfahren eine „reine Alibiveranstaltung“. Denn ohne die Ergebnisse der Beteiligung abzuwarten, hätten CDU und Grüne beschlossen, das Planverfahren zur Bebauung im Hintergrund weiter zu betreiben. Damit sei die Bebauung der Rennbahn „jetzt nur noch mit einer entschiedenen Ablehnung der Anwohner in diesem Verfahren abzuwenden“.
„Die SPD-Fraktion lehnt eine Bebauung weiterhin kategorisch ab“, betonte Zimmermann. Die Freigabe von Grundstücken in Landschaftsschutzgebieten für den Wohnungsbau sei keine Lösung struktureller Finanzprobleme Privater. Zimmermann: „Gerne überlegen wir mit dem Kölner Renn-Verein, ob andere Lösungen zu finden sind.“
„Nichtbebauung prüfen“
Der grüne Vize-Fraktionschef Jörg Frank wies die Kritik gegenüber der taz zurück: „Zimmermann beabsichtigt offenbar, das Mediationsverfahren zu torpedieren.“ Tatsache sei, dass das Planverfahren bis zum Abschluss des jetzt „ergebnisoffen“ begonnenen Mediationsverfahrens ruhe. Die Fortführung der Planungen sei somit abhängig von dessen Ergebnis.
Ziel der Bürgerbeteiligung sei es, eine konsensuale Lösung mit allen Betroffenen zu finden. Diese Chance sollten die betroffenen Anwohner und die Bürgerinitiativen nutzen. „Denn das bedeutet auch, dass die Möglichkeit der Nichtbebauung, die uns am liebsten wäre, seriös durchgeprüft wird“, betonte Frank. „Wir appellieren an alle, sich konstruktiv an der Mediation zu beteiligen.“
Der Ende März gewählte neue Vorstand des Kölner Renn-Vereins sieht unterdessen weiterhin keine Alternative zu dem Verkauf und der anschließenden Bebauung eines Teils des Galopprennbahngeländes. Wenn nicht 5,5 Hektar verkauft würden, könnte das das Ende des 1897 gegründeten Vereins bedeuten, sagte der neue Präsident, Claas Kleyboldt. Hintergrund seien die schlechten wirtschaftlichen Rahmendaten des wichtigsten Dauerveranstalters unter Deutschlands Galopprennvereinen. So beziffert Kleyboldt die Schulden des Traditionsvereins auf rund fünf Millionen Euro.
PASCAL BEUCKER