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Archiv-Artikel

Bessere Zeiten sofort

Die dritte Ausgabe des Hamburger Umsonst-Stadtmagazins liegt aus. Sie heißt „Wohl verdient“ und wird heute im Buttclub mit einer Relaseparty gefeiert

Von wie

So richtig gut geht es dem Journalismus ja immer noch nicht, aber es ist, als ob alle das Warten auf bessere Zeiten allmählich satt sind. Schöne, ambitionierte Projekte sind in den letzten Monaten aus dem Boden geschossen, eines der schönsten war letzten Sommer das Hamburger Stadtmagazin „Breit aufgestellt“. 24 Seiten, schwarz-weiß, mit tollen Fotostrecken und überhaupt keinen Anzeigen drin, dafür voll mit gut geschriebenen Texten.

Die erste Ausgabe beschäftigte sich aus gegebenem Anlass – der Chefredakteur des kommerziellen Stadtmagazins „Szene Hamburg“, für das einige der Autoren geschrieben hatten, war entlassen worden – mit der Hamburger Medienlandschaft.

Ganz so düster, wie damals prophezeit, ist es dann nicht gekommen. Trotzdem liegt jetzt bereits die dritte Ausgabe des Umsonst-Magazins vor. Sie heißt „Wohl verdient“, hat eine Auflage von 3.000 Exemplaren und versammelt Fotos und Texte zu „Lohnarbeit, Arbeit und keine Arbeit“. Porträtiert werden todesmutige Ich-AGs und ewige Praktikantinnen, und es gibt ein sehr schönes Interview darüber, was Arbeit überhaupt ist.

Die Macher des Magazins selbst wären dafür auch ein gutes Beispiel, denn sie arbeiten ganz offenbar, verdienen aber nichts. Bis spät nachts halten sie Konferenzen in Wohnküchen ab, nach Druckschluss verteilen sie ihr Produkt in Kneipen und Buchläden.

Fragt man, warum sie das tun, sagen sie Sätze wie: „Es gibt einen Mangel an gut recherchierter, politisch fundierter Berichterstattung in Hamburg.“ Oder auch: „Ich habe einfach Lust zu schreiben.“

Bleibt zu hoffen, dass ihnen diese Lust erhalten bleibt. Weitere Hefte sind geplant, eine Ausgabe soll pro Quartal erscheinen. Die Druckkosten hoffen die Macher heute durch eine Release-Party hereinzuholen, bei der die Autoren selbst an den Plattentellern stehen. wie

Heute, 21 Uhr, Buttclub, Hafenstraße 126; es spielen „Hulapunk“