NEUE PLATTEN : Die Seele mit Heimatadresse Akkordeon: RussenSoul als der Disko zweiter Teil
Das System Russendisko expandiert: zuerst das Tanzvergnügen und dann das Buch. Eine Platte dazu, aktuell gibt es die Radiosendung (bei Multikulti, jeden zweiten Samstag im Monat, 16 Uhr) und jetzt noch ’ne neue Scheibe, der Russendisko zweiter Teil, der von Kaminer/Gurzhy schelmisch mit RussenSoul etikettiert wird. Da soll man wohl die russische Seele in den Ketten afroamerikanischer Musiktradition vermuten, dabei wundern sich selbst Zaungäste dieser Tanzrunden längst nicht mehr darüber, dass hier die russischen Romanzen am liebsten im lateinamerikanischen Rhythmus tanzen. Vorzugsweise Ska. Zwischendurch gibt es auch eine Verbeugung vor Djano Reinhardt, was einem im Zweifelsfall einen weiteren Weltmusiksampler im Haus erspart. Das bekomt man auch hier (Leningrad, Leonid Soybelman, Rot Front u. a.), und erwartungsgemäß riecht man noch den Schweiß, wie er bei einer anständigen Musikverfertigung fließen sollte. Zweckmäßig schnell geht es ans Herz und in die Füße, ohne sich in produktionstechnischen Details zu verlieren. Wer aber bei Akkordeon die Pusteln kriegt, sollte draußen vor dieser Tür bleiben und muss dann halt alleine trinken (damit auch dieses Klischee noch sein Plätzchen gefunden hat). TM