Der Kampf der Kulturen

betr.: „Es gibt so viele Ängste“, Interview mit Wolfgang Huber, taz vom 10. 4. 04

Großes Kompliment für Lukas Wallraff und Philipp Gessler. Ein Interview was mehr als deutlich macht, dass exakt das eingetreten ist, was seit dem 11. September 2001 zu befürchten war: Ein (gewollter!?) Kampf der Kulturen. Natürlich muss Bischof Huber auch weiterhin bei seiner diesbezüglich verneinenden Antwort bleiben, schließlich scheint er mir mehr Politiker als Kirchenmann zu sein. […] Nach den üblichen, Herrn Huber „genehmigten“ Allgemeinplätzen, geht es wirklich konkret „zur Sache“: Kopftuch, EU-Beitritt der Türkei und Abschiebepraxis.

Beim unsäglichen Kopftuchthema argumentiert Herr Huber erschreckend in eine Richtung, die nun wirklich nichts mit Versöhnung oder Toleranz zu tun hat. Er vertritt ganz offen die Haltung Baden-Württembergs und „zeichnet“ das Kopftuch völlig einseitig intolerabel; natürlich sind dagegen alle anderen religiösen Symbole „rechtens“. Diese Einstellung ist alles andere, aber nicht darauf ausgerichtet, Kulturen und Religionen zu verstehen, zu respektieren oder gar zu versöhnen. In diesem Zusammenhang sind seine „nicht Fisch nicht Fleisch“-Äußerungen, hinsichtlich des EU-Beitritts der Türkei, aus seiner Sicht nur „folgerichtig schlüssig“.

Auf das Thema innere Sicherheit angesprochen, wird dann endgültig unmissverständlich klar, dass dieses Interview den Bischof „demaskiert“ hat. „… muss es möglich sein, solche Menschen abzuschieben“. Schon allein die Tatsache, dass ein Kirchenmann, ohne zu zögern und spontan, den menschenverachtenden Begriff der „(Menschen)Abschiebung“ verwendet, macht dann sozusagen „den Sack zu“.

Nein, Herr Bischof Huber, Sie waren nicht überzeugend, um Ihre These, es gebe keinen Kampf der Kulturen/Religionen, glaubwürdig unter Beweis zu stellen. Dieser Kampf ist voll entbrannt, aber nicht nur von Seiten des Islams. KLAUS ZINNER, Bochum

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