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Archiv-Artikel

DIE ZINSSENKUNG DER EZB NÜTZT AUCH DEN EURO-SCHWEDEN Am Ende steht die Bauchentscheidung

Um 9.45 Uhr senkte die schwedische Reichsbank den Leitzinssatz für die Schwedenkrone um ein halbes Prozent. Um 13.45 Uhr tat das auch die Europäische Zentralbank für ihren Euro. Der fast gleiche Zeitpunkt zeigt, dass Schweden die gleichen Probleme hat, die auch die EZB handeln ließ. Niedrige Zinsen sollen die schwache Konjunktur wieder auf Touren bringen. Der Inflationsdruck in Europa jedenfalls hat sich laut EZB-Chef Wim Duisenberg „signifikant vermindert“. Mit exakt gleicher Begründung leichterte Stockholm die Zinslast.

Schwedens Wirtschaft folgt derzeit eng dem Konjunkturzyklus in Euroland. Das freut den Regierungschef Göran Persson sehr, der die Einführung des Euro in seinem Land befürwortet und für September eine Volksabstimmung darüber angesetzt hat, aber darin die Mehrheit des Landes gegen sich hat. Wozu noch eine eigene nationale Zins- und Währungspolitik, wenn Stockholm doch dieselben Entscheidungen wie Frankfurt trifft?

Die meisten SchwedInnen werden ihr Euro-Votum nicht auf schwierige ökonomische Details gründen. Alle Meinungsumfragen sprechen für eine Bauchentscheidung. Behutsam hat die Regierung den Wahltermin auf einen Termin gleich nach den Ferien gelegt – schon im letzten Spätsommer stieg durch die positive Urlaubserfahrung mit dem Euro die Zustimmungsrate in Schweden deutlich. Den Ausschlag geben könnte schließlich der Gewöhnungseffekt der schon fast zur Zweitwährung gewordenen Scheine.

Was Gewöhnung bewirkt, beweisen die DänInnen. Der Wechselkurs ihrer Krone zum Euro ist fixiert, so dass die Beibehaltung der gelöcherten Münzen eher als ein Zugeständnis Brüssels an die Gefühle der notorischen EU-SkeptikerInnen ist. Resistenz zeigt hingegen vor allem Großbritannien, das dritte Nicht-Euro-Land der jetzigen EU. In den kommenden Tagen wird Premier Blair wohl erklären, dass die Gemeinschaftswährung noch nicht eingeführt wird, weil sich die britische Konjunktur zu stark von der in Euroland unterscheidet. Und die Bank of England änderte gestern ihre Leitzinsen nicht. REINHARD WOLFF