: Barbara Dribbusch über den Trend zum natürlichen Altern
Super Faltenarchitektur
Suzanne Ahlhausen mag sich selbst nicht mehr anschauen. „Niemand hat mir vorher gesagt, dass Geliftete im Alter so schrecklich aussehen. Ich will so gerne normal wirken wie alte Frauen früher auch“, klagt sie. Die 68-Jährige ist mit ihrem Wunsch nicht allein. Mehr und mehr Schönheitschirurgen sind mit der Aufgabe konfrontiert, gelifteten Frauen in höherem Alter wieder ein „natürliches“ altes Gesicht zu geben. „Der Trend ist unübersehbar“, erklärt Chirurg Axel Altroth.
Dass man in früheren Jahren bei den Schönheitsoperationen übertrieben hat, will Altroth gar nicht bestreiten. „Noch vor 20 Jahren galt die Maxime: Straff ist gut, schlaff ist schlecht. Doch inzwischen wird ein geliftetes Gesicht nicht unbedingt als jung, sondern als gestresst und angespannt empfunden.“ Ziel dieser „Retro-Operationen“, so Altroth, sei daher die Wiederherstellung eines „harmonischen Faltenbildes“. „Wir kennen das noch von den Schwarz-Weiß-Fotos alter Frauen vom Land, besonders aus Südeuropa“, sagt der Düsseldorfer Chirurg.
Die Behandlungstechniken sind jedoch gar nicht so einfach. Den gelifteten Frauen, die sich an Altroth wenden, spritzt der Chirurg das Nervenanregungsmittel Neurex in bestimmte Gesichtsregionen. Dabei soll die Mimik für bestimmte Falten angeregt werden. „Horizontale Stirnfalten und Lachfalten gelten als edel“, sagt Altroth, „da gebe ich Neurex. Bei den Nase-Mund-Falten hingegen machen wir grundsätzlich nichts.“ Die komplizierte Faltenarchitektur hat jedoch ihren Preis: Rund 10.000 Euro nimmt Altroth für die Konstruktion eines gleichmäßig gealterten Gesichts. Patientin Ahlhausen hat sich schon mal zur Behandlung angemeldet.