Lustloses Wuppertal

Regionalligist Wuppertaler SV muss nach 1:2-Niederlage gegen Chemnitz um den Aufstieg bangen. Druck nimmt zu

WUPPERTAL taz ■ Im Tal der (Fußball)-Lust herrscht derzeit Frust. Bislang durften sich die Fans des Wuppertaler SV darauf verlassen, dass sich das kickende Personal nach Niederlagen stets mit einem Erfolgserlebnis zurückmeldet. Darauf setzten auch die knapp 5.500 Zuschauer in der Begegnung gegen den Chemnitzer FC. Die 2:5-Klatsche gegen den Erzrivalen aus Essen schien verarbeitet, da folgt das nächste Negativerlebnis. Nach dem 1:2 gegen die Sachsen muss der WSV die Tabellenführung der Regionalliga Nord an Rot-Weiß Essen abtreten.

Momentan lernt der Verein erstmals die Schattenseiten des Ligadaseins kennen. Dass sollte eigentlich nicht verwundern, denn als Aufsteiger durfte niemand eine derartige Erfolgsstory erwarten. Zur Winterpause hatte der WSV sieben Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz. Warum das jetzt nicht mehr so ist? Darüber herrscht Rätselraten am Zoo. Plötzlich wackelt Torhüter Christian Maly, wirkt verunsichert. Plötzlich finden bei Abwehrspieler Vladimir Hyza und Mittelfeldrenner Marc-Andre Narewsky Pässe nur noch das Seitenaus oder den Gegenspieler. Und besonders bitter: Kreativmotor Jean Louis Tavarez scheint der Sprit ausgegangen. Der Senegalese wirkte im Vergleich zu seiner desolaten Leistung in Essen zwar gegen Chemnitz wieder frischer, aber auf ihren alten „Tava“, der die Gegenspieler vor nicht allzu langer Zeit zum Tänzchen bat, müssen die Fans derzeit verzichten.

Trotzdem blieben sie während und nach dem Spiel erstaunlich ruhig. Pfiffe waren die Ausnahme. Wohl auch, weil die Mannschaft von Trainer Georg Kreß alles versucht, um aus dem Tal der Tränen herauszukommen, momentan aber einfach nicht über die spielerischen Mittel verfügt. „Ein Kopfproblem“, bescheinigt der Übungsleiter seinem Team. „Wir haben in dieser Saison lange an unserem Limit gespielt. Jetzt ist die Ausgangslage anders“, sagt Kreß. Nachdem der Abstieg schon lange kein Thema mehr ist, heißt das neue Ziel Aufstieg. Wobei sich Kreß trotz der Rückschläge der Unterstützung von WSV- Präsident Friedhelm Runge gewiss sein darf. Im Vorwort des Stadionmagazins betonte der mächtige Mann im Hintergrund nochmals, dass der WSV nicht aufsteigen muss, sondern darf. Kurzschluss-Handlungen seitens des Präsidiums scheinen somit ausgeschlossen. Zumal Trainer Kreß bei den Fans als einer der ihren angesehen wird.

Ob die sich im Jahr des 50. Vereinsbestehens doch noch über den Aufstieg freuen dürfen, entscheidet sich wohl am kommenden Samstag in Paderborn. Verliert der WSV bei einem weiteren direkten Konkurrenten, rückt das Ziel in weite Ferne. Dagegen will Kreß angehen. „Paderborn ist Favorit, trotzdem wollen wir dort punkten.“ Dann steht vielleicht auch Mittelstürmer Oliver Ebersbach wieder in der Startformation. Gegen Chemnitz kam er erst nach über einer Stunde ins Spiel und traf zum 1:2 in der 81. Minute. Seine späte Einwechslung wollte er nicht kommentieren. Zu groß war sein Frust.

THOMAS BESCHE