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Archiv-Artikel

Samstags ist alles anders

Weil die Tarifverhandlungen scheiterten, droht Streik im Einzelhandel. Wegen unterschiedlicher Betriebsvereinbarungen öffnen einige Läden bis 18, andere bis 20 Uhr

Von eib

taz ■ Seit heute dürfen die Geschäfte samstags länger als bis 16 Uhr öffnen. Doch ob bis 18 oder gar bis 20 Uhr, das variiert. So hieß es gestern, dass der Real-Markt in Habenhausen bereits um 16 Uhr schließt, während man in der Filiale im Weserpark bis 18 Uhr shoppen könne – obwohl die Konzernleitung eigentlich 20 Uhr vorgegeben hatte.

Grund für das Kuddelmuddel: Weil es in Bremen keine tarifliche Einigung über einen finanziellen Ausgleich für die Wochenendarbeit gegeben hatte, mussten Betriebsräte und Filialleitungen der großen Kaufhaus-Ketten einzeln über Betriebsvereinbarungen verhandeln. In einigen Fällen kamen die Arbeitgeber den Forderungen der Gewerkschaft Verdi recht nahe, so zum Beispiel bei Karstadt und Saturn. So werden beide bis 18 Uhr geöffnet haben, und ihren Mitarbeitern für die Zeit ab 16 Uhr 20 Prozent mehr Lohn zahlen.

Dennoch wird Verdi am Dienstag über einen Streik in der kommenden Woche beraten. Die Forderungen der Gewerkschaft: einheitlich 25 Prozent, ab 14 Uhr. Am Donnerstag waren die Verhandlungen zwischen Verdi und dem Arbeitgeberverband Nordsee Bremen ohne Ergebnis geblieben – diese sollen am 30.Juni fortgesetzt werden.

Verdi-Mann Richard Schmid glaubt nicht, dass es ein wirkliches Bedürfnis der Kunden geben, bis in den Abend shoppen zu gehen, wie die Konzerne behaupten. „Besonders absurd ist es, dass einige jetzt mit Rabatten ab 16 Uhr werben, um die Leute in die Geschäfte zu kriegen.“

Auch Saturn-Betriebsrat Kalle van der Pütten kann sich nicht vorstellen, dass die Leute jetzt mehr kaufen würden. „Die haben ja nicht plötzlich mehr Geld – das wird nur an anderen Tagen ausgegeben.“ Die Bereitschaft bei den Gewerkschaftsmitgliedern zum Streik schätzt van der Pütten als relativ hoch ein. „Allerdings sind im Einzelhandel gerade mal zehn Prozent der Belegschaft gewerkschaftlich organisiert.“

Die verlängerten Ladenschlusszeiten würden im Viertel keine Rolle spielen, sagte Norbert Caesar, Sprecher der Viertel-Kaufleute. „Die meisten schließen wie wir um 16 Uhr.“

eib