: Zu Besuch bei der „deutschen Oma“
Der Nippeser Verein „Jugendhilfe und Schule“ hilft Kindern von Einwanderern bei der Bewältigung ihrer Probleme in der Schule und fördert interkulturelle Verständigung
KÖLN taz ■ „Am Anfang war es schwer, einen Partner zu finden. Zwei Senioren wollten keine Ausländerin.“ Mit diesen Worten schildert Nazife Bozna ihre ersten Erfahrungen im interkulturellen Projekt „Alt und Jung“. Seit dreizehn Jahren besuchen dabei junge MigrantInnen Seniorenhaushalte im Kölner Stadtbezirk Nippes. Sie helfen den meist deutschen älteren Frauen beim Einkaufen oder gehen mit ihnen spazieren. Vor allem aber haben sie Zeit für Gespräche. Die junge Türkin Nazife Bozna geht schließlich in die Offensive und macht einer italienischen Dame, die auch nur ein deutsches Mädchen haben möchte, den Vorschlag, es einfach miteinander zu probieren. Diese geht darauf ein.
Nach den Brandanschlägen von Mölln initiierte der Verein „Jugendhilfe und Schule e.V.“ dieses Projekt gegen Fremdenfeindlichkeit. „Dabei lernen die Senioren während der Besuche der ausländischen Jugendlichen andere Kulturen kennen. Und diese bekommen durch die Erzählungen der Alten ein anderes Bild von Deutschland vermittelt“, erklärt Wolfgang Zaschke von Jugendhilfe und Schule e.V. Eine Ausstellung mit Fotos und Texttafel im „Museum Nippes“ – eine Einrichtung des Vereins – dokumentiert die langjährige Arbeit für Verständigung in Nippes, die heute mit einem Preis über 3.000 Euro gewürdigt wird.
Neben dem Projekt „Alt und Jung“ und weiteren Einzelprojekten kümmert sich der Verein besonders um Schulprobleme von Migrantenkindern. Er bietet Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe an und kümmert sich auch, wenn es um Konflikte mit der Schule geht. „Wir bieten nicht einfach Nachhilfe an, sondern werten mit den Schülern gemeinsam den Schulalltag aus“, erklärt Wolfgang Zaschke. Der Verein berät Schüler und Eltern auch bei Schulwechsel, Berufsorientierung und Bewerbung. Rund 350 Kinder und Jugendliche melden sich jedes Schuljahr für die Schülerhilfe an. Rund 50 Nationalitäten treffen hierbei im „Jugendladen Nippes“ aufeinander. Auch Sprachkurse für Erwachsene werden angeboten.
Der Verein hangelt sich seit 15 Jahren von einer Modellförderung zur nächsten. Eine Basisförderung zur Absicherung der Miet- und Betriebskosten in Höhe von 60.000 Euro gibt es nicht. Drei Angestellte, derzeit noch zwei ABM- und 15 Honorarkräfte sind für den Verein tätig. „Im nächsten Jahr werden uns 80.000 Euro für die Nachmittagsbetreuung von Schülern gestrichen“, beklagt Zaschke die Sparmaßnahmen in Köln. Wahrscheinlich muss der Verein das Angebot einschränken oder gar ganz abschaffen. „Wieder einmal trifft es Migrantenkinder“, kritisiert Zaschke. Gebühren zu erheben, kommt für ihn aber nicht in Frage: „Wir sind Partner und keine Dienstleister für unsere Schüler.“ Thomas Spolert