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Archiv-Artikel

Schnelle Schnitte hinter den Kulissen von „Short Cuts“

Stephan Sarasi, der frühere Leiter des international bekannten Filmfestivals, wird nach langwierigen Querelen künstlerischer Ko-Leiter. Seiner Nachfolgerin Marita Lenze hat Sarasi eine schwierige Finanzlage hinterlassen. Nächste „Short Cuts“ sollen aber wie geplant im Dezember stattfinden

KÖLN taz ■ Das Kölner Filmhaus ist nicht nur für cineastische, sondern auch für personalpolitische Überraschungen gut. So steht jetzt fest, dass Stephan Sarasi, im letzten Herbst entlassener vormaliger Leiter der vom Filmhaus veranstalteten Kölner Kurzfilmtage „Short Cuts Cologne“, künftig als künstlerischer Ko-Leiter des Kurzfilmfestivals fungiert. Als Vorsitzender des Auswahlgremiums soll er sein Know-how der neuen Festival-Leiterin Marita Lenze zur Verfügung stellen. Die studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaftlerin und bisherige TV-Redakteurin muss bei ihrer neuen Tätigkeit ihr besonderes Augenmerk auf die Finanzen richten. Denn unter Sarasis Leitung hatte die Veranstaltung seit dem Start 1997 ein Jahr um Jahr größeres Minus eingefahren – zuletzt rund 35.000 Euro. Lenze will das diesjährige 7. Festival (1. bis 5. Dezember 2004) vor allem bei den Sonderprogrammen abspecken.

Bis vor wenigen Tagen kündigte Sarasi im Internet noch ein neues, eigenes Kurzfilmfestival an. Mit „fresh films cologne“ wollte er im November 2004 „die Arbeit fortführen, wie sie über sechs Jahre bei Short Cuts Cologne erfolgreich funktionierte.“ Zugleich erklärte er, das Filmhaus habe ihn nur deshalb entlassen, weil man „das Festival aussetzen“ müsse.

Tatsächlich wurde nach den letzten Kurzfilmtagen im vergangenen September im Filmhaus kurzzeitig erwogen, das Festival 2004 abzublasen und ab 2005 nur jedes zweite Jahr zu terminieren. „Es war ein offenes Geheimnis, dass wir klamm waren, aber wir haben 2004 nie abgesagt“, sagt dazu Klaus Keller als Vorsitzender des Vereins Kölner Filmhaus. Überdies sei man mit Sarasi bereits vor einem Jahr übereingekommen, dass er nach dem Festival 2003 zum 31. Oktober entlassen werde. Keller: „Sarasi wurde gekündigt, weil wir ihm für nur eine Veranstaltung im Jahr keine Festanstellung mehr bieten konnten.“ Das Angebot, als freier Projektleiter in Amt und Würden zu bleiben, lehnte Sarasi ab.

In seinen letzten Wochen als Angestellter arbeitete Sarasi vor allem für die Kunstfilmbiennale, die die SK-Stiftung Kultur für Ende November letzten Jahres vorbereitete. Dafür hatte er sogar die Genehmigung des Filmhauses. Im gleichen Zeitraum stellte Sarasi bei der Stiftung einen Förderantrag für ein Kurzfilmfestival – ohne Wissen des Filmhauses. Bei der Bewilligung dieses Antrags sei die Vergabekommission davon ausgegangen, dass das Filmhaus kein Kurzfilmfestival mehr machen wollte, so unisono die Kommissionsmitglieder Winfried Gellner, der beim stadtkölnischen Kulturamt für Film zuständig ist, und Detlef Langer, zugleich Leiter der Kunstfilmbiennale. Als Filmhaus-Geschäftsführer Jochen Bentz Anfang Dezember über die Fortführung von Short Cuts Cologne informierte, wurde die Auszahlung der Fördergelder an Sarasi gestoppt. Mit der Vorstellung zweier konkurrierender Kurzfilmfestivals in Köln konnte sich auch die Stadt nicht anfreunden. Für Helmut Blömeke von der städtischen Medienstabsstelle stand fest, dass es „entweder nur ein Festival gibt oder keine öffentlichen Gelder“.

Nicht mehr zu stoppen war die von Sarasi vollzogene Ummeldung der Festival-Domain auf seine Privatadresse. Wer fortan Short Cuts Cologne anklickte, landete bei fresh films. Das Filmhaus, im Besitz des Labels und der von Sarasi administrierten Domain, verklagte daraufhin den ehemaligen Mitarbeiter. Inzwischen haben haben die Kontrahenten auf Druck der Geldgeber eine kölsche Lösung gefunden und vereinbart, dass Sarasi die Domain zurückgibt, die aufgelaufenen Anwaltskosten übernimmt und öffentlich kommuniziert, dass er in den nächsten Jahren kein eigenes Kurzfilmfestival veranstaltet. Dafür wird er im Gegenzug nun ehrenamtlicher Ko-Leiter der nächsten Short Cuts Cologne. Bentz: „Wie das klappt, wird sich im Alltag erweisen“. PETER HANEMANN