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Archiv-Artikel

Hierarchiebewusste Unterordnung

betr.: „Das große Paradox“, taz.mag vom 31. 5./1. 6. 03

Maria Hof-Glatz behauptet: „Für Männer sind Hierarchien normal … Frauen haben keinen Umgang mit Hierarchien.“ Das mag für Mädchen in gleichgeschlechtlichen „peer-groups“ zutreffen, in denen sie, anders als Jungen, keine Dominanz-Unterordnungs-Rituale lernen. Die Hierarchie zwischen den Geschlechtern zu respektieren, haben Frauen aber sehr wohl gelernt. Sie werden in der Familie, dann in Kindergarten, Schule und der Gesellschaft insgesamt daraufhin orientiert, dass Männer das eigentlich wichtige Geschlecht sind.

Diese zum großen Teil unbewusst bleibenden Prägungen schleppen wir auch im Beruf mit uns herum. Von der berühmten Empathie, der Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit von Frauen profitieren vor allem männliche Kollegen und Vorgesetzte. Ihnen gegenüber verhalten sich Frauen klar hierarchiebewusst, indem sie sich ihnen unterordnen. Frauen haben durchaus ein Gefühl für „unausgesprochene Regeln, was der Stärkere darf und was der Unterlegene ausführen muss“ (Hof-Glatz) – solange das Gegenüber ein Mann ist, ist er fast immer der Stärkere. Das Schlimme an der Geschlechterhierarchie: Das Oben und Unten ist den Individuen qua Geschlecht sehr viel fester eingeschrieben als die Hierarchien in Peer-Groups oder im Beruf, in denen die Rangordnung veränderbar ist. CLAUDIA PINL, Köln