: Schloss ohne Arbeiter
Kritik von Restaurator: Die aufwendige Barockfassade des Schlosses ist nicht umsetzbar, weil Facharbeiter fehlen
Der Restaurator und Steinbildhauer Andreas Hoferick befürchtet einen Fachkräftemangel bei der Wiederherstellung der Stadtschloss-Fassade. Der 49-jährige Künstler sagte, momentan sei überhaupt nicht klar, woher eine so große Zahl an qualifizierten Bildhauern kommen solle. Die Barockfassade soll laut Bundesbauministerium zwischen 2010 und 2013 nachgebildet werden.
Hoferick zufolge existiert die reine Steinbildhauerausbildung seit 1992 nicht mehr in Deutschland. Momentan sei nur noch eine kombinierte Steinmetz-Steinbildhauer-Lehre üblich, die für den anspruchsvollen Part Bildhauer kaum Raum lasse. Die noch tätigen Bildhauer müssten derzeit wegen mangelnder Aufträge andere Berufe ausüben. Das filigrane Behauen von weichem Stein – gerade für Barockflächen wie am Stadtschloss – erfordere jedoch Kontinuität.
Der „Vater“ des Berliner Stadtschlosses, Andreas Schlüter (1659–1714), sei Architekt und Steinbildhauer gewesen, der zu seiner Zeit auf ein Heer geübter Fachleute für „preußischen Barock“ habe zurückgreifen können. Dieses Spezialwissen habe heute kaum noch jemand. Da ein Projekt wie die Schlossfassade zudem „Kommunikation“ erfordere, funktioniere ein „Zusammenkaufen“ von Solisten nicht.
Hoferick sagte, mit dem Wiederaufbau des Gendarmenmarktes und dem Aufbau Unter den Linden habe die DDR „den Nährboden zur Erhaltung eines Berufszweiges geschaffen“. Diese Strukturen seien Mitte der 90er-Jahre leider zerstört worden. DDP