: Der 1. FC Köln zieht alle runter
Der dritte Abstieg des größten Kölner Fußballclubs aus der Ersten Bundesliga ist so gut wie sicher. Die Stadt kostet das Millionen: In der Zweiten Liga halbiert sich die Pachtsumme für die Stadionnutzung
Von Jeannette Drauwe
„Rein rechnerisch“ ist der rettende 15. Platz zwar noch drin. Aber nicht mal unverbesserliche Optimisten glauben nach der 1:2-Heimpleite vom Sonntag noch an den Klassenerhalt des FC Köln. Nach einer katastrophalen Saison steht dem Abstieg in die Zweite Liga nichts mehr im Wege.
Mit dem erneuten Abstieg droht indes auch das Finanzierungsmodell des neuen Stadions ins Wanken zu geraten. Der größte Teil der Bausumme, mehr als 71 Millionen Euro, wird über Kredite finanziert, die die Stadt über ihr Tochterunternehmen, die Sportstätten GmbH, abwickelt. Der FC muss jährlich rund sechs Millionen Euro für die Nutzung des RheinEnergieStadions an die Eigentümerin und Betreiberin, die Sportstätten GmbH, aufbringen. Da aber Pachtsummen sowohl für den Erstligafall als auch für den Zweitligafall vertraglich festgehalten wurden, reduziert sich durch den Abstieg die Pachtsumme um die Hälfte.
Festgeschrieben ist eine Untergrenze von rund drei Millionen Euro. „Wir haben bei den Kalkulationen für die Zweite Liga die Pachtsumme auf unsere äußerste Schmerzgrenze festgesetzt“, so Rolf Dittrich, Pressesprecher des 1. FC Köln. Und selbst das ist ein Betrag, der den Verein in der Zweitklassigkeit stark belastet. Hinzu kommt, dass in der Zweiten Bundesliga weniger Fernsehgelder, Zuschauer- und Werbeeinnahmen verbucht werden. Die Folge: Der 1. FC Köln schiebt mit jedem Jahr, das er zweitklassig verbringt, eine größere Hypothek vor sich her. Das schränkt natürlich den eh schon geringen wirtschaftlichen Handlungsspielraum des Clubs weiter ein.
Wer aber kommt für das Loch auf, das der FC durch seinen Absturz in die Kassen reißt? In erster Linie muss die Betreibergesellschaft für die Differenz von rund drei Millionen Euro aufkommen, um die vertragsmäßige Rückzahlung der Kredite zu gewährleisten, bis der FC den Wiederaufstieg geschafft hat.
Bis dahin heißt es für die Sportstätten GmbH, die auch für die Vermarktung des Stadions zuständig ist, nach finanzkräftigen Ideen und Lösungen zu suchen. „Es sind verschiedene Aktionen zum Geldeinholen geplant, etwa Märkte und Messen rund ums Stadion. Diese Aktionen hatten wir vor, egal ob der FC erstklassig oder zweitklassig spielt“, sagt Hubert Röser, Pressesprecher des RheinEnergieStadions. „Die Räume im VIP-Bereich könnten für Konferenzen und Workshops genutzt werden.“
Die Konsequenz des Abstiegs bedeutet für die Stadionbetreiber nicht nur sparen – sie müssen sogar Mehreinnahmen erbringen. Als Zuschussgeschäft gelten die Footballer Cologne Centurions, die im Sportpark Müngersdorf ein Zuhause gefunden haben und dort die Trainings- und Spielmöglichkeiten nutzen. Für die Footballtauglichkeit musste die Sportstätten GmbH zunächst 2,9 Millionen Euro investieren.
Zwar kalkuliert die Sportstätten GmbH mit Gesamteinnahmen der Cologne Centurions von rund 500.000 Euro pro Saison. „Aber damit hätte sich die Investition, ganz vorsichtig gerechnet, erst nach sieben bis zehn Jahren amortisiert“, sagt der Kölner Sportausschussvorsitzende Wolfgang Bosbach (SPD). Bisher sind nur zehn Heimspiele vertraglich gesichert. Die Football-Europaliga als Millionen-Zuschussgeschäft? „Wenn die NFL Europe 2005 den Laden dicht macht, bleibt die Stadt auf den Kosten sitzen“, so Bosbach.
„Glücklicherweise hat der Abstieg des 1. FC Köln auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 keine Auswirkung“, so Kölns WM-Beauftragter Horst Meyer. „Die 12 Austragungsorte sind vom DFB bereits festgelegt.“ In Köln werden vier Vorrunden-Gruppenspiele und ein Achtelfinalspiel ausgetragen. Also werden acht verschiedene Länder in Köln spielen. Davon erhofft sich die Kommune neben kultureller Vielfalt auch wirtschaftliche Vorteile.
Der Erfolg des RheinEnergieStadions hingegen hängt in erster Linie davon ab, ob sich der 1. FC Köln in der Ersten Liga etabliert. Denn weder die Stadt noch der Verein können sich einen längerfristigen Aufenthalt in der Zweiten Liga leisten. Jedes Jahr, das der 1. FC Köln in der Zweiten Liga verbringt, kostet die Steuerzahler rund 3 Millionen Euro.